Am 27. Mai steht bei arsVitha eine etwas andere Konzerterfahrung auf dem Programm: Mit Meakusma und dem Ostbelgienfestival präsentiert ars Vitha dann nämlich das "Vegetable Orchestra" aus Wien im St. Vither "Triangel".
"Das Außerordentliche an diesem Orchester ist, dass das gesamt Instrumentarium ausschließlich aus Gemüse besteht. D.h. die Instrumente werden vor jedem Konzertauftritt hinter den Kulissen frisch hergestellt. Und wie man sich vorstellen kann, verleiht das Gemüse den Instrumenten einen ganz außergewöhnlichen Klang", erklärt arsVitha-Kulturmanagerin Jenny Dederichs.
Die eher experimentelle Musik ist aber nur einer von drei sinfonischen Abenden im ersten Halbjahr. "Gemeinsam mit dem Ostbelgienfestival präsentieren wir am 4. Mai in Maximal-Besetzung ein sinfonisches Konzert mit dem Sinfonieorchester Aachen, dem sinfonischen Chor Aachen und dem Opern-Chor Aachen. Sie werden gemeinsam das Reqiuem von Johannes Brahms aufführen", so Dederichs.
Ende Juni kommen dann das Belgische Nationalorchester und der Erste Preisträger des Königin-Elisabeth-Wettebewerbs für Cello nach St. Vith. Und vom Gewinner wird auch das Programm abhängen. "Wir sind natürlich sehr glücklich darüber, dass wir gemeinsam mit dem Ostbelgienfestival den ersten Preisträger des Königin-Elisabeth-Wettbewerbes nur wenige Wochen nach dem Finale in Brüssel im Triangel in St. Vith präsentieren dürfen", freut sich Dederichs.
Sinfonische Konzerte stehen seit Anfang der 80er Jahre beim früheren Volksbildungswerk auf dem Programm. Jüngeren Datums ist die Form der Kinokonzerte. "Ganz wichtig war für uns, dass wir die Infrastruktur, die wir selbst verwalten, das Kino Corso dazu nutzen, um neue Formate zu entwickeln. Nach dem anfänglich guten Erfolg haben wir uns überlegt, dass die Sache zu steigern ist. Darum machen wir in dieser Saison zwei Kinokonzerte", erklärt arsVitha-Geschäftsführer Jan Piette.
Das eine gibt es schon am Freitag kommender Woche mit der regionalen Produktion "Splitch" um Jean-Yves Smida, Joshua Cremer und Dany Gallo. Und einen Monat später heißt es Vorhang auf für den Stummfilm "Die Sinfonie der Großstadt" von 1927 zur Live-Musik von "We Stood Like Kings".
Auch die neue Reihe "100% Belgian Artists" wird im April fortgesetzt, weiß Piette. "Beim letzten Mal hatten wir da Indietronic-Rock-Geschichten. Diesmal haben wir uns für Folk entschieden und mit Bony King einen ganz renommierten flämischen Sänger verpflichten können - zusammen mit dem lokalen Ensemble "The Deranged Pengiuns'", die den Auftakt zu diesem Abend bilden."
Ähnlich wird es Mitte März sein, wenn die aus St. Vith stammende Singer-Songwriterin Katrin Hammerschmidt den Auftakt bildet zum Konzertabend mit Brooke Sharkey. "Um die Musik von Brooke Sharkey ein bisschen besser einordnen zu können, muss man wissen, dass sie in England und Frankreich aufgewachsen ist und dass sich ihre französisch- und englischsprachigen Songs zwischen der klaren Rhythmik von englischem Folk, der verträumten Aura französischer Balladen und der Ausgelassenheit von Gipsy bewegt - eine sehr mitreißende Mischung", erklärt Jenny Dederichs.
Wie auch das Programm von arsVitha zwischen Kindertheater, Kunstausstellung und Klarinette-Quartett noch eine Menge anderer Punkte zu bieten hat. Schon jetzt wirft der krönende Abschluss des Jubiläumsjahres seine Schatten voraus. "Am 16. Dezember sorgt arsVitha für eine Premiere im Triangel. Noch nie zuvor wurde im St. Vither Kulturzentrum ein klassisches Ballett präsentiert. Wir haben das Klassische Russische Ballett aus Moskau eingeladen mit 'Schwanensee'", so Dederichs.
Eine andere Premiere steht schon in gut zwei Wochen auf dem Programm: die ostbelgische Oper "Das Kreuz der Verlobten" von Christian Klinkenberg, deren Uraufführung an diesem Wochenende in Eupen ausverkauft ist. Für die beiden Aufführungen am 18. und 19. Februar im Triangel sind noch Tickets verfügbar.
Rückblick
Am 1. September 1957 hatte 16 kulturinteressierte Bürger aus St. Vith und Umgebung im Keller die Vereinigung gegründet. In Anlehnung an die Bezeichung "Education populaire", die damals im französischsprachigen Teil Belgiens verwendet wurde, gaben sie dem Kind den Namen "Volksbildungswerk".
Die Anfänge waren alles andere als einfach: Die erste Aufführung, ein Gastspiel der Landesbühne Nordrhein-Westfalen mit dem Stück "Der Patriot" von Alfred Neumann, wurde sogar kurzfristig verboten. Auch in der Folge musste sich die junge Vereinigung gegen behördliches Misstrauen und Schikane behaupten. Darüber und über die Entwicklung des Volksbildungswerkes zum Kulturforum arsVitha sprachen wir mit Helmuth Hilgers, der heute Präsident des Verwaltungsrates ist:
Stephan Pesch - Bilder: Stefan Dokoupil, Carl Brunn, NOB, Dries Segers, Aniss Hamdi, Zoe Fotografie