Die Fluggesellschaft Egyptair hat griechischen Medienberichten widersprochen, wonach Trümmerteile der vermissten Passagiermaschine im Mittelmeer gefunden worden seien. "Egyptair hat die zuständigen Behörden in Griechenland kontaktiert. Sie konnten diese Information nicht bestätigen", teilte die Airline am Donnerstag mit.
Das griechische Staatsfernsehen hatte zuvor berichtet, Teile des Wracks von Flug MS804 seien im Meer gefunden worden. Der Airbus war mit 66 Menschen an Bord auf dem Weg von Paris nach Kairo, als er am frühen Donnerstagmorgen vom Radar verschwand.
Terroranschlag "plausibel"
Ägyptens Regierung hält einen Terroranschlag für plausibler als ein Unglück. Die Umstände wiesen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines Anschlags wesentlich höher sei als ein technischer Fehler, sagte Luftfahrtminister Scherif Fathi am Nachmittag.
Das Flugzeug war etwa zehn bis fünfzehn Seemeilen im ägyptischen Luftraum in einer Höhe von 37.000 Fuß ins Trudeln geraten, wie der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos sagte. "Dann machte es eine Drehung von 90 Grad nach links und danach eine andere Drehung von 360 Grad nach rechts und fiel auf eine Höhe von 15.000 Fuß. Sein Radarbild verschwand auf einer Höhe von 10.000 Fuß", sagte Kammenos, der von einem Absturz ausging.
Ein Flugzeug gerät ins Trudeln, wenn der Auftrieb an den Tragflächen abreißt. Das Flugzeug dreht sich dann unter schnellem Höhenverlust immer wilder um die eigenen Achse. Für das Trudeln kann es verschiedene Gründe geben - dass es kein Notsignal gab, spricht aber für ein plötzliches Ereignis wie etwa eine Explosion, sonst hätte die Cockpit-Crew wohl ein Notsignal gesendet.
Ermittlungen in beiden Ländern
Sowohl in Ägypten als auch in Frankreich nahmen die Staatsanwaltschaften Ermittlungen auf. Der Airbus war nach Angaben des Flughafens Charles de Gaulle um 23.21 Uhr am Mittwoch in Paris losgeflogen. Gegen 2.30 Uhr am Donnerstag - eine gute halbe Stunde vor der geplanten Ankunft in Kairo - verschwand er vom Radar.
Das Flugzeug war zu dieser Zeit südöstlich der griechischen Insel Kreta und etwa 280 Kilometer vom ägyptischen Festland entfernt. Es befand sich Egyptair zufolge etwa 16 Kilometer innerhalb des ägyptischen Luftraums, als es vom Radar verschwand - dies deckt sich mit den Angaben von Kammenos.
Die Piloten von Flug MS804 hatten sich nach Angaben des Chefs der griechischen zivilen Luftfahrtbehörde noch gegen 1.55 Uhr (MESZ) normal bei den griechischen Behörden gemeldet und keine Probleme erwähnt. Beim Verlassen des griechischen Luftraums hätten sich die Piloten aber nicht mehr gemeldet - wie es üblich gewesen wäre.
Angehörige warten in Kairo
Unter den gelisteten 56 Passagieren des Flugs MS804 waren laut Egyptair unter anderem 30 Ägypter, 15 Franzosen und ein Belgier. Angehörige der Passagiere harrten am Donnerstag am Flughafen Kairo aus und wurden dort betreut. Betroffenen Familien im Ausland bot Ägypten an, sie kostenlos nach Kairo zu fliegen.
Der betroffene Airbus war vor dem Unglücksflug nach Tunesien und Eritrea geflogen. Der Pilot von MS804 hatte nach Angaben von Egyptair bereits 6275 Flugstunden absolviert, etwa ein Drittel davon mit Maschinen vom Typ A320.
dpa/mh/km - Bild: Thomas Samson/AFP