An Glyphosat scheiden sich die Geister. Für Landwirt Nicolas Braibant ist das Pflanzenschutzmittel unerlässlich. Er setzt die Substanz nach einem milden Winter wie in diesem Jahr auf seinen Feldern ein, um sie für die nächste Saat vorzubereiten. Die Chemiekeule sei wirksam, günstig und derzeit alternativlos, sagt er.
Der Glyphosat-Stoff ist inzwischen das weltweit meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel. Und genau da liegt für Valérie Xhonneux vom Dachverband der wallonischen Umweltorganisationen das Problem. Der massive Einsatz der Substanz sei gefährlich. Glyphosat sei nämlich nicht über jeden Zweifel erhaben. Einigen Studien zufolge kann der Stoff bei hoher Konzentration wie ein Nervengift wirken oder krebserregend sein.
Andere Experten der Weltgesundheitsorganisation kommen in einer neuen Studie aber zu einem ganz anderen Ergebnis. Darin heißt es: "Glyphosat ist nicht gefährlich." Experten, die sich widersprechen - das macht die Entscheidungsfindung noch komplizierter.
Über unsere Nahrung nehmen wir den Glyphosat auf. Wie bedenklich das sein kann, wollten mehrere EU-Abgeordnete zeigen - darunter auch der Ostbelgier Pascal Arimont (CSP), der seinen Urin auf Spuren von Glyphosat hat testen lassen: "Mein Wert ist neun Mal höher als das, was an Glyphosat im Trinkwasser erlaubt ist. Das sagt mir doch, dass wir es da mit etwas zu tun haben, das eine Gefahr darstellt. Meiner Meinung nach müsste es verboten werden."
Trotz der Bedenken hat das Europaparlament eine auf sieben Jahre beschränkte Zulassung von Glyphosat empfohlen. Auch EU-Kommission und viele Mitgliedsstaaten tendieren dazu, das Pflanzenschutzmittel weiter zuzulassen. Belgien etwa will weitere Studienergebnisse der EU abwarten, ehe es ein Verbot ausspricht. In der Nähe von Wasserschutzgebieten und für den Privatgebrauch solle das Mittel aber über kurz oder lang verboten werden, meinen die Umweltminister von Flandern und der Wallonie. "Warum also nicht gleich ein Verbot?", fragt sich der Europaabgeordnete Arimont.
Besonders in Deutschland schlägt das Thema derzeit hohe Wellen. Die Bundesregierung ist zerstritten: Die SPD ist gegen eine Verlängerung der Zulassung, die Union dafür. "Die Giftigkeit ergibt sich aus der Dosis eines Stoffes. In der Anwendungsmenge, in der es in Europa zugelassen ist - unter strengsten Anwendungsbedingungen - ist es definitiv nicht giftig", sagte Hermann Färber (CDU) vom Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft in der ARD.
Ende Juni läuft die aktuelle Zulassung für Glyphosat in der Europäischen Union aus. Bis dahin müssen sich die Mitgliedsstaaten geeinigt haben. Vertreter der 28 EU-Staaten beraten am Mittwoch über die Neuzulassung des Unkrautvernichters Glyphosat. Mit einer möglichen Entscheidung wird erst am Donnerstag gerechnet. Ob die nötige Mehrheit zustande kommt, war im Vorfeld völlig unklar.
belga/dpa/alk/jp/sr - Bild: Sebastian Willnow/AFP
Wieso den Gebrauch des Mittels in der Nähe von Wasserschutzgebieten dann eigentlich verbieten? Da ja als ungefährlich ("Experten" der WHO) eingestuft, könnte man durchaus ein "Glyphosatquell" auf den Markt werfen. Bleibt nur noch das Problem der Privatpersonen, die ja scheinbar so verblödet sind, dass selbst die ungefährlichsten Substanzen in ihren Händen zu tödlichen Waffen werden können.
Bei weltweit 1.000.000 Tonnen (eine Million Tonnen = ca 40.000 LKW-Ladungen) an verkauftem Glyphosat wird Monsanto bestimmt der am Hungertuch nagenden Freunde in der EU-Kommission gedenken und, wer weiss, vielleicht findet sich auch für die Glyphosatbefürworterin Merkel in nicht allzu ferner Zeit eine Möglichkeit, ihre karge Rente etwas aufzubessern. Zum Kotzen, diese um unsere Gesundheit so besorgten Politiker.