Nach einer Eskalation der Gewalt in den vergangenen Tagen hat Syriens Armee eine neue Waffenruhe für Teile des Bürgerkriegslandes erklärt. Sie soll jedoch nur vorübergehend gelten und schließt die zuletzt heftig umkämpfte nordsyrische Stadt Aleppo nicht mit ein.
Die von Syriens Militärführung erklärte neue Waffenruhe umfasse die Hauptstadt Damaskus, die Region östlich davon sowie die Küstenprovinz Latakia, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana. Sie solle am Samstag um 01.00 Uhr Ortszeit (00.00 Uhr MEZ) beginnen. In Damaskus und Umland werde sie 24 Stunden dauern, in Latakia 72 Stunden. Moskaus Generalleutnant Sergej Kuralenko erklärte laut russischer Agenturen, Russland und die USA hätten sich unter Einwilligung Syriens darauf geeinigt, dass die Kämpfe eingestellt werden sollten.
Die von den USA und Russland ausgehandelte Feuerpause war in den vergangenen Tagen immer brüchiger geworden. Allein in Aleppo wurden in einer Woche mehr als 200 Menschen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte. Bei einem verheerenden Angriff auf ein Krankenhaus in Aleppos Rebellengebiet starben am Mittwoch laut Rettungshelfern mindestens 30 Menschen.
Aleppo weiter unter Beschuss
Bei neuen Luftangriffen auf eine Gesundheitsstation und andere Ziele in Aleppos Rebellengebieten kamen am Freitag mindestens sechs Menschen ums Leben, wie die Menschenrechtsbeobachter meldeten. Sie machten Syriens Luftwaffe für die Angriffe verantwortlich. Demnach feuerten Rebellen zugleich auf eine Moschee sowie andere vom Regime gehaltene Orte der Stadt und töteten mindestens 13 Menschen.
Assad-treue Kräfte kontrollieren den Westen der einst zweitgrößten Stadt Syriens, Regimegegner den Osten. Die Armee versucht seit längerem, den letzten Nachschubweg der Rebellen zu kappen. Wegen der zunehmende Gewalt im Bürgerkrieg hatte die Opposition die Friedensgespräche in Genf Ende vergangener Woche verlassen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte die bewaffneten Angriffe auf Zivilsten als "unentschuldbar". Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, erklärte, die Angriffe auf Märkte und Krankenhäuser seien Ausdruck einer "monströsen Missachtung für das Leben von Zivilisten von Seiten aller Konfliktparteien".
Matthieu Amiraux, Sprecher der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) sagte, das Töten von Ärzten sei gleichbedeutend mit dem Töten von weiteren Zivilisten. "Wenn die Ärzte umgebracht werden, ist niemand mehr da, der Kranke und Verletzte versorgt", erklärte er.
dpa/mh/km - Bild: Ameer Alhalbi/AFP