US-Präsident Barack Obama hat den Briten bei seinem Besuch in London von einem Austritt aus der EU energisch abgeraten. Die Gemeinschaft bringe für Großbritannien nur Vorteile, meinte er mit Blick auf das "Brexit" Referendum im Juni.
Die USA wollten ein stabiles Europa und ein starkes Großbritannien, sagte Obama nach einem Gespräch mit Premierminister David Cameron am Freitag in London.
In einem Interview mit "Bild" lobte Obama die deutsche Kanzlerin Angela Merkel für ihren Mut in der Flüchtlingskrise. "Sie hat wahre politische und moralische Führung gezeigt", sagte Obama kurz vor seinem Besuch in Deutschland. "Wir können nicht einfach unseren Mitmenschen die Tore verschließen, wenn sie in so großer Not sind. Das wäre ein Verrat an unseren Werten."
Am Samstag wird sich Obama bei einem "Town Hall Meeting" in London Fragen geladener Bürger stellen - auch dabei dürfte das Reizthema "Brexit" eine zentrale Rolle spielen. Zuvor besucht er anlässlich des 400. Todestages von William Shakespeare an diesem Samstag das weltberühmte Londoner Globe-Theater, das sich ganz den Dramen des Nationaldichters widmet.
Das EU-Referendum ist das heiße Eisen des Obama-Besuchs. Die Briten, die Regierung, das Parlament und die Parteien sind bei der Frage gespalten. Kommentatoren in London meinten, Obama habe sich mit seinen Äußerungen unerwartet klar geäußert - Austritts-Befürworter hatten ihn zuvor zur Neutralität gemahnt.
Am Freitagabend trafen Obama und Ehefrau Michelle zu einem Abendessen mit Prinz William und seiner Frau Kate im Londoner Kensington Palast zusammen.
Obama in Hannover – Großdemo gegen TTIP
In der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover demonstrieren am Samstagnachmittag schätzungsweise 25.000 Menschen gegen das geplante Freihandelsabkommen mit den USA. Die Teilnehmer sind aus ganz Deutschland angereist. Die Organisatoren versprechen, dass es friedlich bleiben wird. Aus ihrer Sicht besteht die Gefahr, dass durch TTIP Umweltschutz und Verbraucherrechte in Europa ausgehöhlt werden.
Die Befürworter argumentieren vor allem mit wirtschaftlichen Chancen. Zu ihnen gehört auch US-Präsident Obama.
dpa/mh/sh/sr - Bild: Jim Watson/AFP