Kein Respekt mehr für die Arbeit der Hilfsorganisationen... Meini Nicolai, die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen Belgien kann auch nur feststellen, dass die Barbarei in Syrien in den letzten Tagen einen neuen Gipfelpunkt erreicht hat.
Allein am Montag wurden zwei Krankenhäuser angegriffen, eins davon in der Provinz Idlib, im Norden des Landes, genau gesagt in der Stadt Maarat al-Numan. Hier kamen sieben Menschen ums Leben, acht weitere gelten noch als vermisst. Dieses Hospital wurde von Ärzte ohne Grenzen unterstützt. Und es liegt vollständig in Trümmern, sagt Meini Nicolai.
Maarat al-Numan ist nicht weit vom umkämpften Aleppo entfernt, auch die türkische Grenze ist Luftlinie nur rund 50 Kilometer entfernt. Das Krankenhaus war für die Menschen dort von zentraler Bedeutung. Und Ärzte ohne Grenzen glaubt hier nicht an ein Versehen, einen Kollateralschaden, wie es im zynischen Armeejargon häufig heißt. Nein, vieles deute auf einen gezielten Angriff hin. Nur von wem? Das ist jetzt natürlich die Frage aller Fragen: Wer war das? Wer ist für die Bombardierung des Hospitals verantwortlich?
Die beschossenen Zonen in der Provinz Idlib würden von der Opposition kontrolliert, heißt es bei MSF. Da wäre es doch unlogisch, dass sie ein Krankenhaus bombardieren, das ihre eigene Bevölkerung versorgen soll. Sprich: Die Attacke könne nur vom Gegner kommen, also von der Koalition um den syrischen Machthaber Baschar al-Assad, der ja auch Russland angehört. In Moskau beeilte man sich derweil, die US-Armee für den Beschuss verantwortlich zu machen...
Aber, gut: MSF kann jedenfalls nur feststellen, dass das nicht die erste Tragödie dieser Art ist. Das habe System, sagt Meini Nicolai.
Diese Feststellung bereitet der Hilfsorganisation wirkliches Kopfzerbrechen. Wenn solche Attacken auf Krankenhäuser gewollt sind, dann ist das eine flagrante Missachtung der Genfer Konvention... Und dann stellt sich hier auch für Ärzte ohne Grenzen eine fast schon existentielle Frage: Wenn's im Krieg keine Regeln mehr gibt, wie kann man da noch arbeiten?
Fakt ist, dass MSF sich schon vor zwei Jahren aus Syrien zurückgezogen hat. Es war einfach zu gefährlich geworden. Danach hat man also Krankenhäuser vor Ort mit Medikamenten und medizinischem Material unterstützt. Doch mit jedem Krankenhaus, das in Schutt und Asche gelegt wird, spitzt sich die Notsituation weiter zu. Für MSF-Präsidentin Meini Nicolai gibt es da nur noch ein Wort: Es ist die Hölle.
Roger Pint - Bild: Ghaith Omran/Al-Maarra Today/AFP