Die britische Luftwaffe hat erstmals Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien beschossen. Dies bestätigte das Verteidigungsministerium in London nach einer Meldung der Nachrichtenagentur PA vom frühen Donnerstagmorgen.
Das britische Parlament hatte kurz zuvor mit deutlicher Mehrheit eine Ausweitung des Kampfeinsatzes auf das Bürgerkriegsland gebilligt. Im Irak hatten britische Flugzeuge bereits zuvor Angriffe auf Stellungen der Extremisten geflogen.
Britischen Medien zufolge starteten nach der Abstimmung in der Nacht vier "Tornado"-Jets von einer Luftwaffenbasis auf Zypern. Ihr Ziel blieb zunächst unklar.
Mit einer Mehrheit von 174 Stimmen hatten die Abgeordneten am späten Mittwochabend den Plänen der konservativen Regierung von Premierminister David Cameron zugestimmt. "Es ist die richtige Entscheidung für die Sicherheit des Vereinigten Königreichs", teilte Cameron nach der Abstimmung mit. Außenminister Philip Hammond sagte der BBC, Militärschläge alleine könnten die Terroristen zwar nicht besiegen. Doch das Land sei durch den Entschluss sicherer geworden. Angriffe würden nun "so schnell wie möglich" geflogen.
Labour-Partei enttäuscht
Abgeordnete der oppositionellen Labour-Partei zeigten sich enttäuscht. Ihr Parteichef Jeremy Corbyn ist als überzeugter Pazifist gegen die Ausweitung des Militäreinsatzes, hatte der Fraktion aber zugestanden, frei abzustimmen. Mehr als 60 Labour-Abgeordnete votierten daraufhin mit den Konservativen und gegen die Linie des Parteichefs, darunter auch Schatten-Außenminister Hilary Benn.
Cameron hatte seit Monaten Stimmung für die Ausweitung des Kampfeinsatzes gemacht, doch erst nach den Anschlägen von Paris schwenkte eine klare Mehrheit der Abgeordneten auf seinen Kurs ein. Kritiker glauben dagegen nicht, dass britische Bomben einen entscheidenden Unterschied machen. Sie fürchten, dass es an Bodentruppen und einer nachhaltigen Strategie fehlt. Demonstranten auf dem Platz vor dem Westminster-Parlament quittierten die Entscheidung der Abgeordneten in der Nacht mit Buh-Rufen und Pfiffen.
Die USA hatten am Mittwoch die Nato-Partner aufgefordert, sich noch stärker an der Bekämpfung des IS zu beteiligen. Bisher halfen die Briten in Syrien bei der Luftüberwachung und mit der Betankung von Kampfflugzeugen. Frankreich fliegt dort bereits Luftangriffe. Die Terrormiliz kontrolliert große Gebiete in Syrien und im benachbarten Irak.
Russland nennt britischen Kampfeinsatz wichtigen Beitrag
Russland hat den Einsatz der britischen Luftwaffe in Syrien als wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Terror bezeichnet. Die Handlungen wären aber effektiver, wenn es eine Absprache gäbe, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge.
Die Führung in Moskau sei unverändert bereit zur Bildung einer breiten internationalen Koalition, sagte er. Peskow betonte, dass Russland weiter das einzige Land sei, dass "legitim" gegen die Terrormiliz in Syrien kämpfe. "Das ist eine rein juristische Feststellung vom Gesichtspunkt des Völkerrechts her", sagte der Präsidentensprecher.
dpa/jp/sr - Bild: Chris Ratcliffe (afp)