Einen Tag nach dem Wahlsieg der AKP in der Türkei ist die Polizei erneut gegen eine regierungskritische Publikation vorgegangen. Zwei ihrer leitenden Redakteure seien am Montag festgenommen worden, berichtete die Zeitschrift "Nokta" auf ihrer Internetseite.
Die aktuelle Ausgabe sei beschlagnahmt worden. Die Titelseite zeigt Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit der Aufschrift: "Montag, 2. November, Beginn des türkischen Bürgerkrieges".
Bereits im September war "Nokta" Ziel einer Polizeirazzia gewesen. Damals hatte das Magazin eine Fotomontage mit Erdogan verbreitet, der lächelnd ein Selfie vor dem Sarg eines getöten türkischen Soldaten macht. "Nokta" erscheint nach eigenen Angaben mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren wöchentlich.
Kritiker werfen Erdogan und der AKP-Regierung immer wieder vor, die Pressefreiheit zu beschneiden. Der Chefredakteur der
regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, warnte nach dem AKP-Wahlsieg vom Sonntag: "Man muss sich auf eine Zeit verschärfter Repressionen einstellen." Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt die Türkei auf Platz 149 von 180 Staaten.
Özdemir kritisiert Merkel
In Deutschland macht der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir Bundeskanzlerin Angela Merkel für den Wahlsieg der konservativen AKP in der Türkei mit verantwortlich. Ihre "aktive Wahlkampfhilfe" für Präsident Recep Tayyip Erdogan mit ihrem Besuch in Istanbul habe sich ausgezahlt, sagte Özdemir am Montag in Berlin. Von einer normalen Wahl wie in Deutschland und Europa könne man aber nicht sprechen.
dpa/fs/km