Nach dem verheerenden Anschlag in Ankara mit fast 100 Toten hat die türkische Regierung den Polizeichef der Hauptstadt seines Amtes enthoben. Auch die Leiter der Sicherheits- und der Geheimdienstabteilung der Polizei in Ankara seien suspendiert worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch.
Damit solle eine umfassende Untersuchung des schwersten Anschlags in der Geschichte der Türkei ermöglicht werden. Bei dem Doppelanschlag am Samstag waren nach Regierungsangaben mindestens 97 Menschen ums Leben gekommen.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Dienstagabend: "Es hat wohl bestimmt irgendwo einen Fehler, ein Versäumnis gegeben." Das Ausmaß werde sich nach den Untersuchungen herausstellen. Rücktrittsforderungen an Minister wegen der Bluttat wies er jedoch zurück. Kritiker hatten den Behörden Versagen vorgeworfen. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu hatte gefordert, der Innen- und der Justizminister sollten zurücktreten.
Erdogan sagte: "Wir führen einen Staat, und wir sind auch nur Menschen. Jeder von uns kann Fehler machen." Erdogan kündigte eine Untersuchung durch den ihm unterstellten Staatskontrollrat an.
Zu dem Anschlag bekannte sich niemand. Die türkische Zeitung "Hürriyet" berichtete, zwei der Selbstmordattentäter seien inzwischen identifiziert worden. Zumindest einer soll demnach Verbindungen zur Terrormiliz IS haben. Es handele sich dabei um den aus Adiyaman stammenden Bruder des Attentäters von Suruc. In südtürkischen Suruc hatte ein Selbstmordattentäter Ende Juni 33 Menschen mit in den Tod gerissen. Die Regierung machte den IS für den Anschlag verantwortlich, der sich jedoch nie dazu bekannte. Von offizieller Seite wurde die Identifizierung der Täter zunächst nicht bestätigt.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, dass sowohl der IS, als auch die verbotene Arbeiterpartei PKK bei dem Anschlag eine "aktive Rolle" gespielt haben könnten. Zuvor hatte Davutoglu den IS als Hauptverdächtigen bezeichnet, aber auch die PKK und die linksextreme Terrorgruppe DHKP-C als mögliche Urheber der Tat genannt.
dpa/jp - Bild: Adem Altan (afp)