Volkswagen ist nach dem Rücktritt von Konzernchef Martin Winterkorn weiter um Schadensbegrenzung im Abgas-Skandal bemüht. Winterkorn hatte am Mittwoch angesichts des enormen Ausmaßes der Affäre seinen Posten geräumt. Über seinen Nachfolger will der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung an diesem Freitag beraten. Die Aufarbeitung des Debakels werden den Nachfolger und den Konzern aber noch lange Zeit in Anspruch nehmen. Die Folgen der Manipulationen von Abgaswerten bei Dieselautos sind noch immer nicht absehbar.
Europas größter Autobauer hatte zuvor zugegeben, dass weltweit elf Millionen Motoren mit einer Software ausgestattet sind, um die Messung des Schadstoffausstoßes zu manipulieren. "Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren", heißt es in der Rücktrittserklärung Winterkorns. Er übernehme die Verantwortung "im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin".
Über den Skandal ist die ganze Industrie ins Zwielicht geraten. VW drohen neben strafrechtlichen Konsequenzen Regressansprüche und Strafzahlungen in Milliardenhöhe. In vielen Ländern beschäftigt der Skandal die Politik, Sonderprüfungen werden verlangt oder wurden bereits verordnet. Zudem steht auch die Frage im Raum, ob andere Hersteller ebenfalls bei der Abgasmessung getrickst haben könnten.
Welle von Sammelklagen
Der Autobauer Volkswagen sieht sich einer Welle von Sammelklagen gegenüber. Seit bekannt geworden ist, dass der Konzern in den USA Abgaswerte manipuliert hat, sind in sieben US-Bundesstaaten mindestens 25 Klagen gegen VW eingereicht worden. In einigen Medienberichten ist von etwa 40 die Rede.
Ein Anwalt erklärte, der Autobauer habe die Kunden getäuscht, die mehr gezahlt hätten, um vermeintlich umweltfreundliche Autos zu fahren. Es wird damit gerechnet, dass noch hunderte Klagen hinzukommen.
dlf/dpa/jp - Bild: Odd Andersen (afp)