Russland und die Nato bereiten sich nach Einschätzung von Sicherheitsexperten aktiv auf eine mögliche militärische Konfrontation vor. Die jüngsten Manöver zeigten, dass beide Seiten mit Blick auf die Fähigkeiten der jeweils anderen Seite und vermutlich sogar mit Kriegsszenarien im Hinterkopf trainierten, schreibt ein Autorenteam des European Leadership Network (ELN) in London in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse. Die Übungen gäben Anlass zur Sorge und trügen mit dazu bei, die durch den Ukraine-Konflikt entstandenen Spannungen in Europa aufrechtzuerhalten.
"Wir behaupten nicht, dass die Führung einer Seite entschieden hätte, in den Krieg zu ziehen oder dass ein militärischer Konflikt unausweichlich wäre - aber dass es Tatsache ist, dass sich das Profil der Übungen verändert hat", schreiben die Sicherheitsexperten. Auch wenn es von Beteiligten anders dargestellt werde, deuteten Art und Ausmaß von Manövern klar darauf hin, dass Russland sich "auf einen Konflikt mit der Nato" und die Nato sich "auf eine mögliche Auseinandersetzung mit Russland" vorbereite.
Eine Nato-Sprecherin kritisierte, in der Analyse würden "in irreführender Weise" Nato-Manöver mit denen Russlands gleichgesetzt. Sie bezeichnete die Aktivitäten des westlichen Bündnisses als angemessene Reaktion auf die "zunehmende russische Aggressivität" und als defensiv.
"Die Nato sucht keine Konfrontation mit Russland", kommentierte die Sprecherin. Das Bündnis habe zwei Jahrzehnte lang versucht, mit Russland ein kooperatives Verhältnis aufzubauen. Nun aber habe Russland mit Gewalt Grenzen verändert. Das Land unterstütze die Separatisten in der Ukraine und drohe zudem damit, an Bündnisgrenzen Atomwaffen zu stationieren.
Um folgenschwere Missverständnisse zu vermeiden, empfiehlt das Autorenteam des ELN, zumindest den Informationsaustausch über die Manöveraktivitäten zu intensivieren. Zudem müsse auf politischer Ebene fortlaufend eine Risiko-Nutzen-Analyse zu Übungen in Grenzgebieten erfolgen, heißt es.
dpa/okr - Bild: Jalil Rezayee (epa)