Nach der Einnahme der Wüstenstadt Palmyra in Syrien und der Provinzhauptstadt Ramadi im Irak rückt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in beiden Ländern weiter vor. Im Westen des Iraks kämpften die Dschihadisten Regierungstruppen sowie sunnitische Stämme nieder und hissten ihre schwarze Flagge auf Regierungsgebäuden in dem Ort Husaiba, wie ein Stammesführer am Freitag berichtete. In Zentralsyrien stießen die Dschihadisten laut Menschenrechtlern von Palmyra weiter in Richtung der Hauptstadt Damaskus vor.
Wegen der Siegesserie der Sunnitenmiliz forderte der einflussreiche US-Senator John McCain die Entsendung von US-Bodentruppen in den Irak. "Ich würde sagen: 10.000 Mann", sagte er dem TV-Sender CNN. Die Strategie von Präsident Barack Obama, lediglich Kampfjets einzusetzen, sei ein Fehlschlag. Obama lehnt die Entsendung von Bodentruppen strikt ab. Die USA und ihre Verbündeten bombardieren seit Monaten IS-Stellungen im Irak und in Syrien.
Der IS hatte Ramadi rund 110 Kilometer westlich von Bagdad am Sonntag eingenommen und der irakischen Armee damit einen empfindlichen Schlag versetzt. Laut UN sind mindestens 40.000 Menschen vor den Extremisten auf der Flucht. Mit dem Erfolg in Hussaiba rückt der IS nahe an den großen irakischen Militärstützpunkt Habanija heran, wo die Regierung Kämpfer schiitischer Milizen zusammengezogen hat.
Aus Sicherheitskreisen hieß es, der IS habe am Freitag auch die Stadt Haditha nordwestlich von Ramadi angegriffen. Demnach gab es heftige Kämpfe mit regierungstreuen Kämpfen.
Die historische Wüstenstadt Palmyra und das dortige Unesco-Weltkulturerbe hatten die Dschihadisten am Mittwoch unter Kontrolle gebracht. Am Freitag habe es südwestlich Palmyras Kämpfe zwischen Anhängern des Regimes und IS-Kämpfern gegeben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Über die Lage in Palmyra selbst wurde am Freitag wenig bekannt. Aktivisten meldeten, die Telefon- und Internetleitungen in die Stadt seien über Stunden unterbrochen gewesen. Laut verschiedenen Berichten befinden sich Zehntausende Flüchtlinge in der Stadt. Es gebe weder Wasser noch Strom. Die IS-Miliz hatte am Donnerstag mindestens 17 Kämpfer und Unterstützer des Regimes exekutiert. Übergriffe auf das Weltkulturerbe hatte es laut Aktivisten zunächst nicht gegeben.
Auch im Norden des Landes musste die Assad-Regierung am Freitag eine Niederlage hinnehmen: In der Stadt Dschisr al-Schogur in der Provinz Idlib verlor das Regime auch seinen letzten Rückzugsort. Islamistische Rebellen hätten ein von Regierungskräften gehaltenes Krankenhaus in der Provinz Idlib eingenommen, meldeten die Menschenrechtsbeobachter. Zu den Aufständischen gehört auch die Al-Nusra-Front, Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Sie beherrschen die Provinz Idlib fast vollständig.
IS zerstört Schiitenmoschee und jesidisches Heiligtum in Mossul
Die Terrormiliz Islamischer Staat hat im nordirakischen Mossul eine schiitische Moschee und ein jesidisches Heiligtum zerstört. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass Extremisten in der Stadt die Kreuze an der Außenfassade einer syrisch-orthodoxen Kirche abgeschlagen hätten, berichtet die Gesellschaft für bedrohte Völker unter Berufung auf Informanten vor Ort. Die nordirakische Stadt Mossul war im Juni 2014 vom IS erobert worden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation gab es in der Stadt rund 35 Kirchen und Klöster. Sie seien bei den Kämpfen zwischen Dschihadisten und Regierungstruppen stark beschädigt oder zerstört worden.
dpa/mh - Bild: str/afp