1 Kommentar

  1. Nekrolog

    Am 30. März 1944, zur gleichen Stunde des gleichen Tages und desselben Monats, genau hundert Jahre nach Paul Verlaine, kam Gerrit Jan Komrij zur Welt. Einen Umstand, den Komrij, seinem autobiographischen Roman Verwoest Arcadië (Verwüstetes Arkadien, 1980) zufolge, für nicht ganz zufällig hielt. Handelt es sich hier tatsächlich um eine literarische Seelenverwandtschaft, wie Komrij nahe legt?

    Zugegeben, er teilt mit Verlaine die musikalische Grazie des Schreibens, das Vermögen, Sprache zum Tanzen zu bringen, wie auch ein durch melancholischen Trübsinn angetriebenes Universum und seine Vorliebe für dunkle Knaben. Doch auch die Unterschiede sind unübersehbar. Beispielsweise führt Komrij ein beträchtlich besseres Management, als der französische Poète maudit zu seiner Zeit. Verlaine war bereits mit vierzig bettelarm, verbrachte seine Zeit –mittlerweile durch Absinth nahezu blind geworden- im Pariser Nachtleben.
    Gerrit Komrij hingegen ist ein Paradebeispiel eines erfolgreichen literarischen Unternehmers. Mit der gusseisernen Disziplin eines literarischen Mönches, hat er sich zu einem nahezu päpstlichen Status des Dichters des Vaterlandes hochgearbeitet, einem Ehrentitel, den er im Frühjahr 2001 als erster in der niederländischen Geschichte anlässlich eines, seitens der NPS, der VPRO (beides NL-öffentlich rechtliche Sendevereine) und des NRC Handelsblad (etablierte seriöse Tageszeitung) organisierten Wahl, verliehen bekam.