Volkswagen plant in China ein weiteres Autowerk, das in Ürümqi in der nordwestchinesischen Unruheregion Xinjiang gebaut wird. Ein entsprechendes Abkommen wird nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa in Peking am Montag beim Deutschland-Besuch von Chinas Regierungschef Wen Jiabao im Beisein der deutschen Kanzlerin Angela Merkel unterzeichnet. Wen Jiabao und Merkel werden am Sonntag die Hannover-Messe eröffnen, wo China in diesem Jahr das Partnerland ist.
Beide Regierungschefs reisen am Montag nach Wolfsburg weiter, wo der Vertrag bei einem Besuch des VW-Stammwerkes unterzeichnet werden soll. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn hatte erst vor einer Woche Xinjiang besucht. Bei einem Treffen mit dem Parteichef der autonomen Region, Zhang Chunxian, am 11. April dankte Winterkorn für die Unterstützung des Parteikomitees und der Regierung von Xinjiang, wie die offizielle Webseite tianshannet.com.cn berichtete.
2013 Beginn der Produktion
Volkswagen wolle das Projekt möglichst schnell auf die Beine stellen und "Autos mit der fortschrittlichsten Technologie" in Xinjiang bauen, wurde Winterkorn zitiert. Der Parteichef sprach von einem "vielversprechenden Markt" in Xinjiang und verwies auch auf "das Potenzial" in angrenzenden Nachbarstaaten.
Die neue Fabrik in Ürümqi wird nach dpa-Informationen für die Produktion von 20.000 bis 50.000 Autos ausgelegt. Das ist vergleichsweise wenig, da andere VW-Werke in China mehr als 300.000 Fahrzeuge produzieren. Das Investitionsvolumen wird laut offiziellen Medien in Xinjiang rund zwei Milliarden Yuan, heute 240 Millionen Euro, betragen. Das Werk soll 2013 die Produktion aufnehmen. Es ist Teil der Strategie von Volkswagen, stärker neue Märkte in den westlichen Regionen des Landes zu erschließen. Die Wolfsburger haben im ersten Quartal des Jahres mit 633.000 Autos 15,6 Prozent mehr Autos in China verkauft als im Vorjahreszeitraum. Bis 2016 sollen 14 Milliarden Euro investiert werden. In das neue Werk in Ürümqi wird gemeinsam mit dem chinesischen Partner Shanghai Automotive (SAIC) investiert.
Immer wieder Spannungen in der Region
Damit baut erstmals ein ausländischer Autobauer ein Werk in der Region, die immer wieder wegen Unruhen in die Schlagzeilen gerät. 2009 gab es schwere Ausschreitungen in Ürümqi, bei denen rund 200 Menschen ums Leben kamen. In Xinjiang herrschen Spannungen zwischen der Minderheit der Uiguren und den Chinesen. Das muslimische Turkvolk fühlt sich von den Chinesen politisch und kulturell unterdrückt. Auch gibt es immer wieder Klagen über wirtschaftliche Benachteiligungen.
Nach der Machtübernahme 1949 in Peking hatten sich die Kommunisten die Nordwestregion einverleibt. Viele Uiguren wollen die chinesische Herrschaft nicht anerkennen und berufen sich auf die frühere Existenz einer ostturkestanischen Republik in der Region. Chinas Regierung wirft uigurischen Gruppen hingegen Separatismus und Terrorismus vor. Zuletzt hatte es Ende Februar einen blutigen Zwischenfall in Xinjiang mit mindestens 20 Toten gegeben.
Die Unterzeichnung des Abkommens für das neue Werk ist einer der Höhepunkte des Besuches von Regierungschef Wen Jiabao, bei dem auch 40 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen gefeiert werden. "Der Besuch wird die Kommunikationen zwischen beiden Seiten weiter verbessern", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. Auch die Kooperation der Unternehmen, insbesondere im Maschinenbau, bei der Energieeffizienz und im Umweltschutz, soll vorangebracht werden. Mit China gibt es in diesem Jahr den größten Auftritt eines Gastlandes auf der Hannover Messe. Es ist die bisher umfassendste chinesische Industrieschau im Ausland.
dpa/wb - Archivbild: Kamil Krzaczynski (epa)