Elf Wochen vor dem Eurovision Song Contest (ESC) in Baku hat Armenien seine Teilnahme an dem Wettbewerb im verfeindeten Nachbarland Aserbaidschan abgesagt.
Das Staatsfernsehen werde keine Teilnehmer zum ESC im Mai entsenden, meldete der Rundfunk in der Hauptstadt Eriwan am Mittwoch. Eine Begründung wurde nicht genannt.
Die Europäische Rundfunkunion (EBU) als Veranstalter des ESC nannte den Schritt «enttäuschend». Die Zahl der Wettbewerber in Baku sinkt damit von 43 auf 42 Teilnehmer.
Zwischen Aserbaidschan und Armenien herrscht ein brüchiger Waffenstillstand seit dem Krieg um die von Aserbaidschan abtrünnige Region Berg-Karabach.
Vor kurzem hatten armenische Künstler sich in einem Offenen Brief für einen Boykott des Wettbewerbs ausgesprochen. Der Grund dafür ist der Tod eines Grenzsoldaten, der von einem aserbaidschanischen Scharfschützen getötet worden sein soll. An einer Waffenstillstandslinie sollen am vergangenen Samstag auch zwei aserbaidschanische Soldaten erschossen worden sein.
Armenien hatte immer wieder Befürchtungen geäußert, dass seine Delegation im Nachbarland gefährdet sein könnte. Alle Sicherheitszusagen hätten Eriwan leider nicht überzeugen können, teilte ESC-Generalsekretär Jon Ola Sand auf der EBU-Homepage mit. «Umstände, die wir nicht beeinflussen konnten, haben zu dieser unglücklichen Entscheidung geführt.»
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Reporter ohne Grenzen kritisieren die Austragung des Musikwettbewerbs in Aserbaidschan. Grund sind nicht die Konflikte mit Armenien. Die Organisationen prangern vielmehr an, dass die autoritäre aserbaidschanische Führung die Menschenrechte verletzt und die Presse- und Meinungsfreiheit einschränkt.
dpa - Bild: Jörg Carstensen (epa)