Der angeschlagene französische Autokonzern PSA Peugeot Citroën verhandelt mit dem US-Konkurrenten General Motors (GM) über eine strategische Partnerschaft. PSA-Chef Philippe Varin habe ihn über entsprechende Gespräche informiert, sagte Frankreichs Arbeitsminister Xavier Bertrand am Mittwoch dem Radiosender Europe 1.
Zuvor hatte bereits das Wirtschaftsnachrichtenportal "La Tribune" über "fortgeschrittene Diskussionen" mit dem Opel-Mutterkonzern GM berichtet. Sie sollen bereist seit Monaten laufen.
PSA selbst wollte sich am Mittwoch zunächst nicht detailliert zu den Verhandlungen äußern. Im Rahmen der Globalisierungsstrategie prüfe man Kooperations- und Allianzprojekte, hieß es in einer knappen Stellungnahme. "Die Diskussionen sind im Gange, und es gibt keinerlei Sicherheit, dass sie zu einem Ergebnis führen."
Die PSA-Aktien legten bis zum Mittwochmittag um rund 16 Prozent zu. Der größte französische Autobauer steckt seit Monaten tief in der Krise. Während Konkurrenten wie Volkswagen und Renault neue Absatzrekorde feiern, musste die Nummer zwei in Europa zuletzt eine Hiobsbotschaft nach der nächsten verkünden.
Nach den jüngst veröffentlichten Bilanzzahlen verbuchte die Autosparte im vergangenen Jahr einen Verlust von 92 Millionen Euro - nach einem Gewinn von 621 Millionen Euro im Vorjahr. Zuvor hatte die Konzernspitze bereits einen Rückgang des Absatzes auf 3,55 Millionen Fahrzeuge angekündigt. Ein drastisches Sparprogramm soll allein in diesem Jahr rund 6000 Menschen in Europa den Job kosten.
Fehlen eines großen Partners eine Ursache der Misere
Branchenexperten halten auch das Fehlen eines großen Partners für eine Ursache der Misere. Als einziger europäischer Autoriese mit Komplettprogramm hat PSA bislang keinen Allianzpartner, sondern nur Kooperationen mit Herstellern wie BMW, Ford und Mitsubishi. Zuletzt hatte es wiederholt Spekulationen über die Notwendigkeit einer echten Partnerschaft nach dem Vorbild Renault-Nissan oder VW und Suzuki gegeben. "Wir sind bereit (...), aber es muss der richtige Partner gefunden werden", hatte der neue Markenchef Frédéric Saint-Geours im Januar gesagt. Italienische Medien hatten zuvor über eine möglicherweise bevorstehende Allianz zwischen PSA Peugeot Citroën und Fiat berichtet.
Der Opel-Mutterkonzern General Motors gilt als geeigneter Partner, da er international wesentlich besser aufgestellt ist als PSA. Dank starker Verkäufe auf dem Heimatmarkt sowie im boomenden China fuhr er im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von 7,6 Milliarden Dollar ein. Nach Stückzahlen sind die Amerikaner die Nummer eins der Branche noch vor Europas Nummer eins Volkswagen.
Sollten sich PSA und General Motors einigen, könnte die Zusammenarbeit bereits in der ersten März-Woche auf dem Automobilsalon in Genf bekanntgegeben werden, schrieb "La Tribune". Wie sie genau aussehen könnte, ist allerdings unklar. Aus Branchenkreisen heißt es, die Zusammenarbeit solle nicht in eine Übernahme, welcher Art auch immer, münden. Beide Unternehmen blieben selbstständig und für ihre Produktionsanlagen eigenverantwortlich. "La Tribune" berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, die Kooperationspläne zielten nicht nur auf eine punktuelle Zusammenarbeit ab.
dpa - Bild: Eric Piermont (afp)