Der schwedische Autohersteller Saab steht kurz vor der Pleite. Das Unternehmen mit Kultstatus unter Freunden technisch anspruchsvoller Autos scheiterte am Donnerstag mit seinem Antrag auf Gläubigerschutz vor einem schwedischen Gericht.
Unmittelbar nach Bekanntgabe der ablehnenden Entscheidung kündigten Gewerkschaftsvertreter einen Insolvenzantrag wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen an. Nur so könnten sie die Auszahlung der August-Löhne und -Gehälter durch einen staatlichen Garantiefonds sichern.
Am Saab-Stammsitz Trollhättan nördlich von Göteborg war für die fälligen Lohnzahlungen zum Monatsende kein Geld mehr in der Kasse. Saab konnte Ende August zum dritten Mal in Folge die Löhne und Gehälter für die 3700 Beschäftigten nicht termingerecht auszahlen.
Schleppende Produktion
Das Gericht begründete seinen ablehnenden Bescheid mit unzureichenden Angaben des Unternehmens darüber, wie eine dauerhafte Sanierung finanziert werden solle. "Die Produktion konnte trotz aller Anstrengungen seit Ende März nicht in Gang gehalten werden", monierte das Gericht in seiner schriftlichen Begründung. Auch seien die Angaben über eine von zwei chinesischen Unternehmen zugesagte Finanzierung über 245 Millionen Euro "sehr allgemein gehalten" und unzureichend.
Der niederländische Saab-Chef und -Eignervertreter Victor Muller hatte den angekündigten Einstieg des relativ kleinen chinesischen Autoherstellers Youngman und des Großhändlers Pang Da als entscheidende Weichenstellung für das Wiederanlaufen der Produktion bezeichnet.
Wirtschaftsministerin überrascht
Schwedens Wirtschaftsministerin Maud Olofsson nannte die ablehnende Entscheidung des Gerichts "überraschend". Das Unternehmen hatte 2009 als zum Verkauf stehende Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) schon einmal wegen hoher Schulden Gläubigerschutz beantragt und bewilligt bekommen. Das Traditionsunternehmen wurde Anfang 2010 an den kleinen niederländischen Sportwagenhersteller Spyker Cars (jetzt: Swedish Automobile) verkauft.
Die jetzigen kurzfristigen Schulden beziffert Saab auf umgerechnet 769 Millionen Euro (6,9 Milliarden Kronen). Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen nur noch 30.000 und im ersten Halbjahr 2011 lediglich 13.000 Autos ab. Gegen die Gerichtsentscheidung kann das Unternehmen bis Monatsende Berufung einlegen.
dpa/rkr/km - Bild: Björn Larsson Rosvall (epa)