Ihr Vater wurde 1944 von den Nazis ermordet. Nach seiner Verhaftung 1944 in Toulouse, kurz vor seiner Deportation in ein Konzentrationslager, konnte er seinen Schwager noch beauftragen, sein wertvolles Cello aus dem 18. Jahrhundert in Sicherheit zu bringen.
Bevor die Gestapo das wertvolle Instrument beschlagnahmen konnte, tauschte der Schwager es gegen ein billiges Studentencello aus und rettete es so. Allerdings musste die Familie das Cello nach dem Krieg verkaufen, und es verschwand aus ihren Augen.
Fast 80 Jahre später hat die britische Musikwissenschaftlerin Kate Kennedy mit ihrer Recherche und einem Buch über Paul Hermann dazu beigetragen, dass Tochter Corrie das Instrument wiederfinden konnte. Ausschlaggebend war der Königin-Elisabeth-Wettbewerb 2022 in Brüssel.
Einer der Teilnehmer, der junge Cellist Sam Lucas aus Australien, spielte das Instrument - eine Leihgabe der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf, wo er studierte. Ein Jury-Mitglied des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs erinnerte sich zwei Jahre später an das auffallende Instrument mit der lateinischen Inschrift "Ego anima musicae sum" - "Ich bin die Seele der Musik".
Und dann nahm die Geschichte ihren Lauf: Das Jurymitglied kontaktierte Kennedy, und diese organisierte Ende September ein Konzert in London. In der Wigmore Hall spielte Sam Lucas auf dem Cello von Paul Hermann, und Corrie Hermann hört nach 80 Jahren wieder das Instrument ihres Vaters und seine Musik.
Am Mittwoch hat Sam Lucas wieder für und vor Corrie Hermann gespielt. Bei der Holocaust-Gedenkfeier im Europaparlament spielte er zusammen der Violonistin Sadie Fields das "Andante" aus dem "Duo für Violine und Cello" von Paul Hermann.
Michaela Brück