Die neuen Machthaber in Syrien haben nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Personen festgenommen, die für den gestürzten Diktator Assad gearbeitet hatten.
Die amtliche Nachrichtenagentur Sana spricht ebenfalls von Festnahmen gegen Mitglieder der Assad-Milizen, nennt aber keine Zahlen. Außerdem seien Waffen und Munition beschlagnahmt worden.
Die Sicherheitskräfte der neuen, von islamistischen Rebellen eingesetzten Machthaber hatten am Donnerstag eine groß angelegte Operation gegen die Milizen von Baschar al-Assad begonnen. Unter den Festgenommenen befanden sich demnach Informanten der ehemaligen Sicherheitsdienste, regimetreue und proiranische Bewaffnete, Militärs und Offiziere niedrigerer Dienstgrade. Sie sollen Morde und Folter begangen haben. Prominente Namen seien aber nicht darunter.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte verfügt über ein großes Netz von Quellen in ganz Syrien. Ihre Angaben ließen sich bisher aber noch nicht unabhängig prüfen.
Geheimdienst-Auflösung
Die Übergangsregierung will die Geheimdienstorganisationen des gestürzten Machthabers Assad komplett auflösen. Der neu ernannte Geheimdienstchef Anas Chattab erklärte, die berüchtigten Behörden würden komplett neu strukturiert. Das berichtet die Nachrichtenagentur Sana.
Während des Assad-Regimes dienten die Geheimdienste der Kontrolle und Unterdrückung der syrischen Bevölkerung. Es gab willkürliche Tötungen, schwerste Formen von Folter und unrechtmäßige Haftstrafen.
Allein im Bürgerkrieg sollen in ihren Gefängnissen mehr als 100.000 Menschen getötet worden sein.
Freie Wahlen in vier Jahren
Bis zur Abhaltung von Wahlen könnte es noch vier Jahre dauern. Das sagte der neue syrische Machthaber Al-Sharaa in einem Fernsehinterview, in dem er seine Zukunftsvision für das Land erklärte.
Demnach könne es auch noch drei Jahr dauern, bis es eine neue Verfassung für Syrien gebe. Er wolle seine Rebellengruppe auflösen und eine Konferenz für einen nationalen Dialog starten.
Al-Sharaa hofft, dass die USA die Sanktionen gegen das Land aufheben. Außerdem wolle er an den Beziehungen zu Russland festhalten. Russland galt als Verbündeter des gestürzten Diktators Assad.
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