In Syrien haben die Rebellen die Kontrolle über die Hauptstadt Damaskus übernommen. Nach ihrem schnellen Vormarsch sind sie nach Augenzeugenberichten in den Präsidentenpalast eingedrungen.
Machthaber Baschar al-Assad hatte davor Damaskus in einem Flugzeug verlassen - mit unbekanntem Ziel. Die Aufständischen erklärten, die Hauptstadt sei befreit. Dieser Tag markiere das Ende einer dunklen Ära.
Das Rebellenbündnis kündigte an, es wolle die Macht friedlich übernehmen. Syriens Ministerpräsident Mohammed al-Dschalali blieb nach eigener Darstellung im Land und will bei einem Machtwechsel kooperieren.
Der Bürgerkrieg in Syrien hatte vor 13 Jahren mit Protesten gegen die Regierung begonnen. Millionen Menschen wurden vertrieben. Nach UN-Schätzungen kamen 300.000 Zivilisten ums Leben.
Ende November hatte die Islamisten-Allianz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) eine neue Offensive begonnen. Innerhalb kurzer Zeit übernahmen die Aufständischen überwiegend kampflos die Kontrolle über viele Orte, darunter Aleppo und Hama. Erst am Samstag hatten die Rebellen die strategisch wichtige Stadt Homs eingenommen. Verschiedene andere Rebellengruppen rückten zugleich von Süden aus Richtung Damaskus vor.
Medienberichten zufolge teilte inzwischen auch die staatliche Armee den Regierungssoldaten mit, die Regierungszeit von Assad sei beendet. Demnach sollen die Soldaten zu Hause bleiben und würden bei Bedarf wieder zum Dienst gerufen.
In der Nacht waren Kämpfer der Rebellen in die Hauptstadt eingedrungen. Bei ihrem Vormarsch hätten sie die Insassen des Militärgefängnisses Sednaya befreit, erklärten sie. Dort hatte die Regierung tausende Menschen inhaftieren lassen.
Im Zentrum von Damaskus kam es nach Angaben von Augenzeugen zu Freuden-Kundgebungen. Einwohner tanzten oder applaudierten, einige beteten.
Randale an iranischer Botschaft in Damaskus
An der Botschaft des Irans in Damaskus ist es indessen zu Krawallen gekommen. Der Nachrichtensender Al-Arabija veröffentlichte Videos von Menschen, die ein großes Plakat am Zaun der iranischen Botschaft abreißen. Der Nachrichtensender Al Jazeera berichtete, das Personal der Botschaft sei geflohen und es habe keinen Widerstand gegen die Randalierer gegeben.
Zusammen mit Russland waren der Iran und die ebenfalls von Teheran unterstützte Hisbollah-Miliz die wichtigsten Verbündeten des geflüchteten Präsidenten Assad. Mit ihrer Unterstützung gewannen die syrischen Regierungstruppen im Bürgerkrieg wichtige Gebiete zurück und Assad konnte sich an der Macht halten.
Reaktionen
Der Sturz des Assad-Regimes biete neue Möglichkeiten für die Zukunft Syriens. Das sagte Außenminister Bernard Quintin (MR) im flämischen Fernsehen der VRT. Das Assad-Regime sei verantwortlich gewesen für zahllose grausame Verbrechen. Ein erfolgreicher Wiederaufbau des Landes müsse internationales Recht respektieren und alle syrischen Gemeinschaften schützen. Das Außenministerium verfolge die Lage in Syrien genau, so Quintin.
Auch der UN-Sondergesandte für Syrien, Pedersen, schaut nach dem Ende der Assad-Herrschaft optimistisch in die Zukunft. Die Vertriebenen könnten womöglich in ihre Heimat zurückkehren. Familien, die durch den Bürgerkrieg getrennt wurden, könnten wieder zusammenkommen. Die grundlos Inhaftierten können wieder an die Gerechtigkeit glauben. Pedersen räumte ein, dass einige Menschen ängstlich und besorgt sind, aber ein Neubeginn sei möglich. Er rief alle Seiten auf, Zivilisten und öffentliche Institutionen zu schützen und die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten.
Pedersen ist ein norwegischer Diplomat. Er bemüht sich seit 2018 als UN-Sondergesandter darum, die verschiedenen Gruppen in Syrien zu einen.
dpa/dlf/belga/est/vk