Nach Angaben aus Moskau hat die Ukraine sechs weitreichende ATACMS-Raketen aus US-Produktion auf ein Ziel in Russland abgefeuert. Fünf der Raketen seien von russischer Flugabwehr abgefangen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Sollten die Angaben stimmen, wäre es der erste bekanntgewordene Angriff, seit die USA der Ukraine den Einsatz von weitreichenden Raketen gegen Ziele in Russland erlaubt haben.
Die sechste Rakete sei beschädigt worden, teilte das Ministerium in Moskau auf seinem Telegramkanal mit. Ihre Trümmer seien auf ein Militärgelände im grenznahen Gebiet Brjansk gefallen. Ein Brand sei gelöscht worden. Es habe keine Opfer oder Zerstörungen gegeben.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat den ukrainischen Angriff mit weitreichenden ATACMS-Raketen als Signal für eine Eskalation bezeichnet.
Der Generalstab in Kiew berichtete von einem nächtlichen Angriff auf ein russisches Munitionslager im Gebiet Brjansk. Dort seien zwölf Folgeexplosionen beobachtet worden.
Medien in Kiew berichteten unter Berufung auf nicht genannte Militärs ebenfalls, dass dabei die von den USA gelieferten ATACMS-Raketen eingesetzt worden seien. "Das Objekt ist erfolgreich zerstört worden", zitierte das Portal RBK-Ukraina eine Armeequelle.
Alle diese Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.
Neue Atomwaffen-Doktrin
Der russische Präsident Putin hat am Dienstag ein Dekret zum erweiterten Einsatz von Atomwaffen unterzeichnet. Damit tritt die neue Doktrin am tausendsten Tag des Krieges gegen die Ukraine in Kraft.
Das Dekret besagt, dass Russland nicht nur im Falle eines Atomangriffs mit einem entsprechenden Gegenschlag reagieren könnte. Es könnte Nuklearwaffen auch gegen Staaten einsetzen, die selbst keine besitzen, aber von Atommächten wie den USA unterstützt werden. Darüber hinaus erlaubt der Erlass einen Einsatz von Atomwaffen bei einem vorangegangenen Angriff mit herkömmlichen Waffen.
Damit richtet sich Russland konkret gegen die Nato und die Entscheidung der US-Regierung, der Ukraine den Einsatz von amerikanischen Langstreckenraketen auf Ziele in Russland zu erlauben. Das Außenministerium in Moskau warnte, ein Einsatz dieser Waffen würde eine direkte Verstrickung der USA und ihrer Verbündeten in den Krieg bedeuten.
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