Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, hat die derzeitige Offensive der Russen im Donbass als eine der schwerwiegendsten seit Beginn des Moskauer Angriffskrieges bezeichnet.
Die Armee halte dem stand, aber die Lage an der Front bleibe schwierig, teilte Syrskyj nach einem Treffen mit dem tschechischen Generalstabschef in seinem Telegram-Kanal mit. Die Kampfhandlungen an verschiedenen Frontabschnitten erforderten ein ständiges Auffüllen der Ressourcen der ukrainischen Verbände. Experten sprechen von einem brutalen Abnutzungskrieg mit hohen Verlusten auf beiden Seiten.
Drohnenattacken auf Kiew
Auch die russischen Drohnenangriffe auf Kiew gehen weiter. In der Nacht zum Sonntag haben herabfallende Wrackteile von Drohnen zu Bränden geführt und Sachschäden verursacht. Trümmerteile wurden in mehreren Stadtteilen gefunden. Informationen über Verletzte gab es zunächst nicht.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb auf seinem Telegram-Kanal, dass es eine Explosion in einem Kiewer Vorort gegeben habe. Die Luftabwehr sei im Einsatz gewesen. Er forderte die Menschen in der Stadt dazu auf, in den Schutzräumen zu bleiben.
Selenskyj fordert mehr Unterstützung
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat nach einer weiteren Woche mit nach seinen Angaben mehr als 900 Bombenangriffen die ausländischen Verbündeten zu mehr Hilfe bei der Flugabwehr aufgerufen. Laut Selenskyj gab es in der vergangenen Woche auch rund 30 Angriffe mit Raketen und Marschflugkörpern sowie rund 500 Drohnenangriffe.
Die meisten Attacken seien gegen zivile und kritische Infrastruktur gerichtet gewesen. All diese Angriffe wären unmöglich gewesen, wenn das ukrainische Militär in entscheidenden Bereichen ausreichend Unterstützung von der Welt gehabt hätte, so Selenskyj. Er nannte als Beispiele Langstreckenwaffen und "wirklich wirksame" Sanktionen gegen Russland.
Russland und Ukraine streiten über Kriegsgefangene
Unterdessen streiten die Ukraine und Russland über Kriegsgefangene. Russland behauptet, die Ukraine wolle Hunderte Kriegsgefangene nicht zurück, obwohl sie zum Austausch angeboten worden seien.
Kiew weist diese Behauptungen zurück. Der zuständige ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Lubinez teilte bei Telegram mit, die Ukraine sei jederzeit zum Austausch von Kriegsgefangenen bereit. In der Regel würden diese Prozesse von der russischen Seite gebremst. Lubinez forderte Moskau auf, die Listen mit den Gefangenen zur Verfügung zu stellen.
Zuvor hatte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, in einer Videoschalte mit internationalen Korrespondenten erklärt, Russland habe unlängst 935 ukrainische Kriegsgefangene zum Austausch vorgeschlagen. Kiew habe aber nur 279 Gefangene zurückhaben wollen.
dpa/sh