Bei erneuten Explosionen von zahlreichen elektronischen Geräte sind im Libanon nach Behördenangaben mindestens 100 Menschen verletzt worden. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte außerdem mit, dass dabei mindestens ein Mensch getötet wurde.
Nach Angaben der Nachrichtenagenturen AFP und Reuters sollen Walkie-Talkies der Schiiten-Miliz Hisbollah explodiert sein, unter anderem im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut. Eine Explosion soll sich demnach in der Nähe einer von der Hisbollah organisierten Trauerfeier ereignet haben.
Auch US-Außenminister verurteilt Pager-Explosionen
Die USA haben die Pager-Explosionen im Libanon verurteilt. Bei einem Besuch in Kairo sagte US-Außenminister Blinken, die USA seien an der Aktion nicht beteiligt gewesen und hätten auch nichts davon gewusst.
Die USA versuchten, den Nahostkonflikt zu entschärfen und hätten alle Beteiligten dazu aufgefordert, eine weitere Eskalation zu vermeiden.
EU-Chefdiplomat verurteilt Pager-Angriff
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Explosion von zahlreichen Funkempfängern mit mehreren Toten und Tausenden Verletzten im Libanon verurteilt und vor einer Eskalation im Nahen Osten gewarnt. Borrell erklärte, auch wenn die Angriffe offenbar gezielt erfolgt seien, hätten sie schwere Kollateralschäden unter der Zivilbevölkerung zur Folge gehabt, auch Kinder seien unter den Opfern.
Er halte diese Situation für äußerst besorgniserregend. "Ich kann diese Angriffe, die die Sicherheit und Stabilität des Libanon gefährden und die Gefahr einer Eskalation in der Region erhöhen, nur verurteilen", so Borrell. "Die Europäische Union appelliert an alle Beteiligten, einen umfassenden Krieg zu verhindern, der schwerwiegende Folgen für die gesamte Region und darüber hinaus haben würde."
Israels Armee nach Pager-Explosionen im Libanon in erhöhter Alarmbereitschaft
Nach den Pager-Explosionen im Libanon hat die israelische Armee ihre Alarmbereitschaft erhöht. Grund ist eine mögliche Racheaktion der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah. Nach Angaben des israelischen Armeesenders wurden Luftabwehr, Luftwaffe und Militärgeheimdienst in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt. Außerdem soll eine Elite-Division an die Grenze zum Libanon verlegt werden.
Als Folge der gleichzeitigen Explosion von Hunderten sogenannten Pagern waren am Dienstag im Libanon rund 2.800 Menschen verletzt worden, mindestens zwölf Menschen starben. 300 der Verletzten schweben noch in Lebensgefahr. Unter den Verletzten sollen viele Hisbollah-Kämpfer sein. Die proiranische Schiitenmiliz macht Israel verantwortlich und hat Vergeltung angekündigt.
Berichte: Funkgeräte waren wohl mit Sprengstoff bestückt
Die zeitgleich im Libanon explodierten Funkempfänger sind vermutlich von israelischen Agenten mit Sprengstoff präpariert worden. Nach einem Bericht des Wall Street Journal stammten viele der sogenannten Pager aus einer Lieferung, die die Hisbollah-Miliz in den vergangenen Tagen erhalten hatte.
Auch die New York Times geht davon aus, dass hinter der Explosion der israelische Geheimdienst steckt. Israelische Agenten hätten die in Taiwan hergestellten Geräte vor der Ankunft im Libanon abgefangen und mit jeweils etwa 25 bis 50 Gramm Sprengstoff bestückt. Die Zeitung beruft sich auf amerikanische Behördenvertreter, die über die Operation informiert worden seien.
Die Vereinten Nationen warnen vor einer Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah. Diese Entwicklungen seien äußerst besorgniserregend, sagte ein UN-Sprecher.
Taiwanischer Hersteller bestreitet Verbindungen zu Funkgeräten
Die in Taiwan ansässige Marke der Funkempfänger hat unterdessen eine Verbindung zu dem Vorfall von sich gewiesen. Nach Angaben des Unternehmens Gold Apollo trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma.
Eine in Ungarn ansässige Firma habe die Funkgeräte entworfen und gefertigt. Die Firma BAC dürfe zwar das Markenzeichen von Gold Apollo nutzen, Design und Herstellung würden aber vollständig von BAC übernommen.
Taiwanischen Medienberichten zufolge will Gold Apollo rechtliche Schritte einleiten, da sich die Firma als Opfer sieht.
dpa/sh/est