Nach dem tödlichen Messerangriff in Solingen hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Das hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul am späten Samstagabend bekanntgegeben.
Er sprach von einem Verdächtigen, den man den ganzen Tag gesucht habe. Er werde jetzt vernommen. Es gebe auch Beweisstücke gegen den Mann. Der Mann soll sich gestellt haben.
Laut "Spiegel"-Angaben handelt es sich um einen 26-jährigen Syrer. Er kam demnach Ende Dezember 2022 nach Deutschland und stellte einen Antrag auf Asyl. Eigentlich sollte er im vergangenen Jahr nach Bulgarien abgeschoben werden. Sein Asylantrag war demnach abgelehnt worden. Gemäß des sogenannten Dubliner Übereinkommens ist das Land, das zuerst von einem Asylbewerber betreten wird, für das Asylverfahren zuständig.
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet war der gebürtige Syrer über Bulgarien in die Europäische Union eingereist. Da er allerdings in Deutschland untergetaucht sei, sei die Abschiebung vorerst hinfällig gewesen und der Syrer nach Solingen überstellt worden, schrieb die "Welt".
Den Sicherheitsbehörden war er nach "Spiegel"-Informationen bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich, eine Bestätigung der Sicherheitsbehörden für ein islamistisches Tatmotiv gibt es bislang aber nicht.
Die Bundesanwaltschaft hat den Fall an sich gezogen und ermittelt gegen den Tatverdächtigen wegen Mordes und des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Er soll am Freitagabend auf einem Jubiläumsfest zum 650. Gründungstag der Stadt Solingen willkürlich auf Umstehende eingestochen haben. Anschließend entkam er im Tumult und in der anfänglichen Panik. Zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56 Jahre alte Frau starben.
Solinger Klinik: Alle Patienten sind über den Berg
Acht Menschen wurden bei dem Messerangriff verletzt, vier davon schwer. Diese seien inzwischen auf dem Wege der Besserungen. "Alle vier noch stationär behandelten Patienten sind über den Berg", sagte der ärztliche Direktor am städtischen Klinikum Solingen, Thomas Standl, dem Fernsehsender Welt TV.
Die weiteren Verletzten seien am Freitagabend in Krankenhäuser nach Wuppertal und Remscheid gebracht worden. Alle vier Patienten hätten sehr gute Chancen wieder vollständig zu genesen. Die psychischen Folgen seien hingegen noch nicht absehbar.
Debatte über strengere Messer-Gesetze nimmt Fahrt auf
Der Messerangriff von Solingen scheint unterdessen Bewegung in die festgefahrene Debatte über ein strengeres Waffenrecht in Deutschland gebracht zu haben. Der deutsche Bundesjustizminister Buschmann kündigte Verhandlungen innerhalb der Ampel-Koalition über das Waffenrecht für Messer an.
Bisher hatte die FDP Vorschläge der SPD-Bundesinnenministerin Faeser zu schärferen Verboten abgelehnt. Die SPD verlangt eine deutliche Verschärfung der Gesetze, ebenso der grüne Vizekanzler Habeck und die oppositionelle Unionsfraktion.
dpa/okr/rop