Stress kann zu Schlafproblemen, Gewichtszunahme oder Depressionen führen. Außerdem erhöht chronischer Stress das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Potenziell ist der Markt riesig. Anbieter wie Apple, Garmin und Fitbit sind die bekanntesten Hersteller von Smartwatches, die alle mit Stressmessern ausgestattet sind.
Es gibt positiven und negativen Stress
Denise van der Mee ist Stressforscherin an der Freien Universität Amsterdam. "Smartwatches messen den Erregungszustand. Der kann aber sowohl positiv als auch negativ sein." Eine lustige Karnevalspolonäse oder ein Streit mit dem Partner - in beiden Fällen steigt der Puls an. "Die Erregung sagt aber nichts über den emotionalen Zustand aus. Selbst im Labor ist das nicht zu messen."
Die Techniken, die die schlauen Uhren nutzen, stammen aus der Stressforschung. Garmin und Apple Watch messen beispielsweise die Schwankungen des Herzrhythmus. Die neueste Fitbit geht noch einen Schritt weiter und kombiniert die Herzrhythmusschwankungen mit der elektrischen Leitfähigkeit der Haut. Da wird die Feuchtigkeit auf der Hautoberfläche gemessen, die durch die Schweißdrüsen verursacht wird. Aber auch hier ist die Forscherin Van der Mee skeptisch. "Wie sich Emotionen in unserem Körper bemerkbar machen, ist bei jedem Menschen anders. Manche Menschen fangen zum Beispiel früher an zu schwitzen als andere."
Stress vom Stressmesser
Die Stress-Benachrichtigung auf einer Smartwatch darf man mit Vorsicht genießen. Van der Mee berichtet von einer Freundin, die erzählt habe, dass sie sich durch die Stresswerte ihrer Smartwatch habe stressen lassen. Van der Mee selbst trägt seit sechs Jahren eine Smartwatch, zeitweise sogar zwei.
Sie wollte den Unterschied zwischen den Messungen einer Fitbit- und der Garmin-Smartwatch beobachten. Wie sich herausstellte, war die Garmin strenger. Hatte sie laut Fitbit zehntausend Schritte erreicht, waren es laut Garmin nur achttausend.
"Es ist aber nicht nötig, alle Smartwatches in die Tonne zu kloppen. So ein Schrittzähler kann auch eine Motivation sein, sich mehr zu bewegen. Das ist immer gut."
morgen/mz
Wer ein technisches Spielzeug braucht, um für sich festzustellen, dass er/sie gestresst ist, hat die Kontrolle über sein eigenes Leben verloren und ist fremdbestimmt unterwegs.