Der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros, fürchtet um einen geplanten Pandemie-Vertrag, der die Welt vor einem Chaos wie zu Anfang der Corona-Pandemie schützen soll.
Das Abkommen soll bei der Versammlung der mehr als 190 Mitgliedsländer Ende Mai in Genf verabschiedet werden. Tedros sagte, er sei ernsthaft besorgt, dass die Mitgliedstaaten das Versprechen zur Verabschiedung des Pandemie-Vertrags womöglich nicht einhielten.
Dessen Entwurf ist umstritten. Darin geht es unter anderem darum, wie Informationen über neue Pathogene zügig geteilt werden, wer wo Impfstoffe und Medikamente herstellt und wie sie verteilt werden. Ein Knackpunkt ist auch der Patentschutz für Impfstoffe und Medikamente.
dpa/mh
Die Weltgesundheitsorganisation, früher eine Eingreiftruppe mit üppiger finanzieller Ausstattung zur Bekämpfung von Volkskrankheiten wie den Pocken, wurde drei Jahrzehnte lang kleingespart.
Die WHO ist inzwischen vom Gates-Netzwerk abhängig, das seit Ausbruch der Corona-Pandemie bis heute fast zehn Milliarden Dollar für die Bekämpfung des Virus verteilt hat. In den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 gingen mehr als 1,4 Milliarden Dollar an die WHO. Das heisst, das Netzwerk war der wichtigste Geldgeber der WHO, vor den USA oder der EU.
Heute ist die WHO zu 80 Prozent auf freiwillige Zuwendungen angewiesen. Die Spenden kommen von den Mitgliedstaaten und von privaten Stiftungen oder von Pharma-Unternehmen. Das Hauptproblem: Ein grosser Teil dieser Spenden ist zweckgebunden (2018/2019: 3,6 Milliarden US-Dollar, 2020/2021: rund 4,8 Milliarden US-Dollar). Das heisst, der Spender legt fest, wofür die WHO dieses Geld ausgeben darf. Also welche Forschung gefördert wird, welche medizinischen Massnahmen ergriffen werden und in welchem Land.
Menschen, die ihre Kindheit in Elendsvierteln verbringen, haben eine weit geringere Lebenserwartung als diejenigen, die in wohlhabenden Vierteln aufwachsen. Eine Expertenkommission der WHO kam schon in den 80er-Jahren zu dem Ergebnis, dass die meisten Todesfälle nicht durch Viren oder Krankheiten verursacht werden, sondern durch soziale Ungleichheit.