In Israel haben wieder Hunderte Menschen gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu protestiert.
Rund 300 Demonstranten, darunter Dutzende von Familienangehörigen israelischer Geiseln im Gazastreifen, versammelten sich laut israelischen Medien am späten Freitagabend vor einem Haus von Netanjahu in der Stadt Caesarea. Sie warfen Netanjahu vor, nicht genug zu tun, um die zu Beginn des Gaza-Kriegs von Terroristen der islamistischen Hamas verschleppten Geiseln nach Hause zu holen.
Der Vater einer Geisel kündigt an, in einen Hungerstreik zu treten.
Netanjahu hat wiederholt erklärt, man werde den Krieg fortsetzen, bis die Hamas zerstört und alle Geiseln zurück seien. Eine wachsende Zahl von Familienangehörigen wehrt sich jedoch gegen diese Haltung und weist darauf hin, dass seit der Wiederaufnahme der Kämpfe durch Israel nach einer Feuerpause Ende November, bei der 105 Geiseln freikamen, keine weiteren mehr freigelassen wurden. Es werden neue Verhandlungen gefordert.
Zweistaatenlösung: Druck auf Netanjahu wächst
Auch international wächst der Druck auf Netanjahu. US-Präsident Joe Biden hat nach Angaben des Weißen Hauses mit Netanjahu telefoniert und ihm dabei auch seine Vision von einer Zweistaatenlösung dargelegt. Obwohl Netanjahu seine Bedenken geäußert habe, sei Biden noch immer der festen Überzeugung, dass eine Zweistaatenlösung der richtige Weg sei.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte, notfalls müsse man die Zweistaatenlösung auch gegen den Willen Israels von außen aufzwingen, sonst werde sich die Spirale des Hasses Generation um Generation weiterdrehen.
Netanjahu hatte am Freitag einen palästinensischen Staat nach Ende des Gazakrieges abgelehnt.
dpa/est