Im Gazastreifen sind nach Darstellung der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit dem Ende der Feuerpause mehr als 200 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden.
Fast 600 Menschen seien zudem verletzt worden, teilte ein Sprecher mit. Am Freitagmorgen war eine einwöchige Kampfpause zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas ausgelaufen. Nach Angaben der israelischen Armee wurden seither 400 Ziele in dem abgeriegelten Gebiet angegriffen. Aus dem Gazastreifen wurden unterdessen Dutzende Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert.
Etwa 50 Lastwagen mit dringend benötigten Hilfslieferungen sind am Samstag über den Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen gefahren. Das hat der Palästinensische Rote Halbmond bestätigt. Die Lkw seien mit Lebensmitteln, Wasser, medizinischen Hilfsgütern und Medikamenten beladen gewesen. Zuvor hatten Hilfsorganisationen mitgeteilt, dass Israel seit dem Ende der Feuerpause am Freitagmorgen keine Einfuhr von Lieferungen aus Ägypten in den Gazastreifen erlaubt habe.
Israels Militär hat unterdessen nach eigenen Angaben die Leiche einer israelischen Geisel geborgen. Sie sei vor Kurzem entdeckt und zurück nach Israel gebracht worden, teilte die Armee mit. Der Tote sei am Mittwoch identifiziert worden. Terroristen hatten den 27-Jährigen Medienberichten zufolge am 7. Oktober mit etwa 240 weiteren Menschen in den Gazastreifen entführt. Er hatte demnach mit Freunden das Supernova-Musik-Festival besucht. Ein israelischer Militärsprecher bestätigte zudem den Tod von vier weiteren Geiseln in den Händen der Hamas. Israel geht jetzt von noch 136 Geiseln aus, darunter 17 Frauen und Kinder.
Hinweise auf einen geplanten Großangriff der islamistischen Hamas sollen Israel schon mehr als ein Jahr vor dem 7. Oktober vorgelegen haben. Nach einem Bericht der New York Times soll es einen umfassenden Austausch israelischer Behörden zu einem 40 Seiten langen Dokument gegeben haben, das einen Gefechtsplan der Hamas skizzierte. Dieser soll bis ins Detail dem Angriff geähnelt haben, den Hamas-Terroristen dann Anfang Oktober aus dem Gazastreifen heraus ausführten, berichtete die US-Zeitung am Freitag. Jener Entwurf soll demnach bereits "im vergangenen Jahr" in die Hände israelischer Behörden gelangt und dann in Militär- und Geheimdienstkreisen kursiert sein. Er sei letztlich aber von den Experten als zu anspruchsvoll und schwierig für die Hamas in der Ausführung abgetan worden.
Israel: Verhandlungen über Gaza-Feuerpause in einer Sackgasse
Israels Armee: Erneut Geschosse aus dem Libanon abgefeuert
Israel ist nach eigenen Angaben erneut aus dem Libanon beschossen worden. Die israelische Artillerie habe in Reaktion darauf das Gebiet angegriffen, von wo aus die Geschosse abgefeuert worden seien. Ein israelisches Kampfflugzeug habe das Ziel im Libanon getroffen, hieß es. Zu möglichen Opfern gab es keine Angaben.
Erst am Freitag hatte es an der Grenze zwischen den beiden Ländern wieder Gefechte gegeben. Bei einem israelischen Gegenangriff wurden nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen ein Hisbollah-Mitglied sowie dessen Mutter getötet.
dpa/mh/sh