Beim Vormarsch von Wagner-Söldnern in Russland sind nach Angaben russischer Behörden Häuser und Straßen beschädigt worden.
Offenbar hatte die russische Söldner-Truppe ihren Aufstand gegen die Moskauer Staatsführung von längerer Hand geplant. Nach US-Geheimdienstinformationen hatte Wagner-Chef Prigoschin seine Kämpfer seit geraumer Zeit in der Nähe der Grenze zu Russland zusammengezogen. Am Sonntagabend beendete Prigoschin überraschend den am Morgen begonnenen Vormarsch seiner Söldner-Truppe Richtung Moskau.
Kreml-Sprecher Peskow teilte mit, man habe eine Vereinbarung mit dem Wagner-Chef getroffen. Prigoschin werde ins Exil nach Belarus gehen, die Anklage gegen ihn wegen bewaffneten Aufstands werde fallengelassen. Auch die Kämpfer seiner Söldner-Gruppe würden nicht strafrechtlich verfolgt.
Nach Peskows Aussage kam die Vereinbarung auf Vermittlung des belarussischen Staatschefs Lukaschenko zustande. Dieser habe Kreml-Chef Putin seine Hilfe angeboten, da er Prigoschin seit fast 20 Jahren persönlich kenne. Bisher ist der Aufenthalt von Wagner in Belarus aber nicht bestätigt worden.
Inzwischen ist in Moskau der Anti-Terror-Notstand wieder aufgehoben worden. Das hat Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin am Montagmorgen auf seinem Telegram-Kanal mitgeteilt. Auch in der südlicher gelegenen Region Woronesch wurde der Anti-Terror-Notstand aufgehoben.
Strafverfahren gegen Wagner-Chef läuft offenbar noch
Nach dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Prigoschin und seiner Wagner-Armee ist das Strafverfahren gegen ihn Moskauer Medien zufolge bisher nicht eingestellt worden. Ermittler des Inlandsgeheimdienstes FSB untersuchten den Fall weiter, hieß es. Der Kreml hatte am Samstagabend mitgeteilt, dass das Strafverfahren gegen Prigoschin und die Wagner-Aufständischen eingestellt werde. Von dem 62-Jährigen fehlt unterdessen weiter jede Spur. In seinem Telegram-Kanal, der mehr als 1,3 Millionen Abonnenten hat, stammt die letzte Nachricht vom Samstag, als er nach Verhandlungen mit dem belarussischen Machthaber Lukaschenko das Ende des kurzen Aufstands verkündet hatte.
Nach Meinung von Präsident Wolodymyr Selenskyj richtet der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine inzwischen immer mehr Schaden in Russland selbst an. Inzwischen sei erkennbar, dass der Krieg in seinen Heimathafen zurückkehre, sagte Selenskyj. Es ist unklar, ob er damit die wirtschaftlichen Probleme Russlands oder den kurzfristigen Aufstand der Wagner-Söldner vom Wochenende meinte. "Je länger die russische Aggression anhält, desto mehr Schaden richtet sie in Russland selbst an", sagte er.
In Luxemburg sind am Montag die EU-Außenminister zusammengekommen. Bei dem Treffen ging es um den Machtkampf in Russland und die möglichen Auswirkungen auf den Krieg in der Ukraine. Für die EU stellt sich unter anderem die Frage, welche Konsequenzen der Machtkampf zwischen Privatarmee-Chef Prigoschin und Kremlchef Putin auf Konflikte und Kriege in anderen Ländern haben könnte. Die Wagner-Gruppe war in den vergangenen Jahren für den russischen Präsidenten Putin nicht nur in der Ukraine aktiv, sondern auch in Ländern wie Mali und Libyen.
Krieg in der Ukraine: EU stockt Mittel für Waffenlieferungen auf
dpa/dlf/orf/est/mh