7 Kommentare

  1. Wochenlang war in diversen westlichen Medien davon die Rede, wie erfolgreich die ukrainische Armee sei und wie hoch im Unterschied dazu die Verluste bei den Russen, denen man zudem eine sehr niedrige Kampfmoral unterstellte.
    Wenn wir heute nüchtern auf die Dinge blicken, müssen wir sagen: Putins Truppen haben in der Tat anfängliche Fehler gemacht, die u.a. Kiew vor einer raschen Einnahme bewahrt haben, aber sie haben sehr schnell daraus gelernt und nutzen nun durch den Einsatz von Artillerie die Schwächen der Ukrainer gnadenlos aus.
    Die Wirtschaftssanktionen führten in Russland ebenso wenig zu der erhofften Wirkung. während Russland durch Gegensanktionen gerade dabei ist, die EU in die schwerste ökonomische Krise seit Ende des 2. Weltkriegs zu stürzen.
    Der Westen sollte sich Gedanken über einen Strategiewechsel machen.

  2. Herr Jusczyk,

    Wie soll ein solcher Strategiewechsel aussehen, Putin gewähren lassen, mal gucken wie weit ergeht?
    Es ist nicht Russland das Europa in die Wirtschaftskrise stürzt, Es sind die Konzerne in ihrer Raffgier und die Politik die willfährig das fördert und duldet.
    Die Sanktionen zeigen Wirkung, Russland ist, trotz aller Währungsreserven zahlungsunfähig da eine Teilnahme am internationalen Währungssystem durch die Sanktionen verwehrt bleibt. Das hat zur Folge das Investitionen in Russische Firmen unterbleiben. Keiner hat geglaubt das sich durch die Sanktionen sofort etwas ändert, Die brauchen Zeit bis sie wirken.

  3. Angenommen, es würde den Ukrainern tatsächlich gelingen, die Russen zu vertreiben und die komplette Ukraine zurück zu erobern, dann wäre der Krieg nicht automatisch vorbei.Russland könnte die Ukraine weiter angreifen mit Flugzeugen und Raketen.So eine Situation nennt man "Pyrrhussieg", einen ziemlich teuren und nutzlosen Sieg.Selbst in dieser Situation wäre die Ukraine geschwächt genau wie nach einer Niederlage.Das heißt in letzter Konsequenz, wenn der Krieg nicht auf dem Schlachtfeld entschieden wird, dann am Verhandlungstisch.

  4. Herr Gebser, Russland betreibt in wirtschaftlicher Hinsicht gegenwärtig eine Neuorientierung: Weg von westlichen Ländern, hin in Richtung der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika).
    Allein zahlenmäßig ist dieser Block derart überlegen, dass er die G7 in den Schatten stellt.
    Russland braucht lediglich den Gashahn komplett zu schließen; was meinen Sie, was dann in einem Vierteljahr in der EU los ist!?!
    Es geht ja nicht nur ums Heizen: Weite Teile der Wirtschaft würden dann stillstehenden. Viele einkommensschwache Haushalte müssten Privatinsolvenz anmelden, wenn der gestiegene Einkaufspreis fürs Erdgas an den Verbraucher weitergegeben wird.
    Der Staat kann auch nicht einfach für die gestiegenen Mehrkosten aufkommenden, da die Beträge zu hoch sind. Man hat es mal für Uniper in Deutschland ausgerechnet: Wenn das Unternehmen gezwungen wäre, jenes Gas, das derzeit aus Russland importiert wird, am Spotmarkt einzukaufen, würden sich die Kosten nur für den anstehenden Winter auf 20 Milliarden Euro belaufen.
    Das kann keine Regierung stemmen.

  5. Verhandlungstisch aber wer mit wem - ist jemanden zu trauen der eine territoriale Garantieerklärung unterschrieben hat und die dann nicht einhält? Solange wie wir nur mit angezogener Handbremse agieren weil wir vor einem nuklearen Inferno stehen wenn ... ist dem nicht beizukommen. Du hast welche, wir auch, wenn dann bist du auch dran, eventuel eine halbe Stunde später, aber dran bist du. Konventionell ist es machbar wenn's denn gewollt wäre, aber dafür dürfte es kein "unantastbares Territorium" geben - die Russen bombardieren ihren "Feind" ja auch & das nicht zu knapp...

  6. Werter Herr Margraff

    Wer mit wem verhandelt, ist immer so eine Frage.

    Und ich persönlich misstraue auch Selenskyj.In den Nachfolgestaaten der UdSSR ist alles möglich.Da sind Seitenwechsel Tradition.Für ein gutes Trinkgeld lässt sich viel machen.

    Die Russen haben noch einen Schwachpunkt, nämlich die moslemischen Minderheiten im Kaukasus.Einen Aufstand dort entfachen, würde Russland zu einem Zweifrontenkrieg zwingen und seine Position in der Ukraine schwächen.

  7. "Russland betreibt in wirtschaftlicher Hinsicht gegenwärtig eine Neuorientierung: Weg von westlichen Ländern, hin in Richtung der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika)."

    Na, dann schauen wir uns das BIP dieser Staaten mal an (2021 in Milliarden Dollar):
    China: 17500, Indien: 3050, Russland: 1800, Brasilien: 1600, Südafrika: 300

    Und pro Kopf: (2020):
    China: 10500, Indien: 1930 (kein Tippfehler!), Russland: 10100, Brasilien: 6800, Südafrika: 5600

    Zum Vergleich: USA BIP 23000 Milliarden Dollar und pro Kopf: 63000
    EU: 14500 Milliarden $ und pro Kopf: 30000

    Und Russland strebt eine Neuordnung in seinem Sinne an? Da will wohl der Schwanz Russland mit dem Hund China wedeln.

    Wir sollten mal nicht vor Russland erstarren wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange, sonst hat man schon verloren.

    Auch mal sehen, wie Russland das "weg von westlicher Technologie" hinbekommt.