Ein Sprecher des UN-Nothilfeprogramms sagte, der Einsatz erfolge in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz und sei mit ukrainischen und russischen Behörden abgestimmt. Der UN-Sprecher bezeichnete die Lage als sehr komplex. Die Helfer hätten das Stahlwerk am Samstag erreicht, Weitere Details könnten aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden.
In den Kellern des weitläufigen Stahlwerks Asowstal werden noch etwa 1.000 Zivilisten und 2.000 Kämpfer des ukrainischen Asow-Regiments vermutet. Das Gelände ist der einzige Ort in Mariupol, der nicht von russischen Streitkräften kontrolliert wird. Die Versorgungslage dort gilt schon seit Wochen als katastrophal.
Russische Truppen hatten die Hafenstadt Mariupol kurz nach Kriegsbeginn am 24. Februar belagert. Inzwischen haben sie die strategisch wichtige und mittlerweile zerstörte Stadt weitgehend eingenommen.
Russische Angriffe im Osten der Ukraine gehen weiter
Russland setzt seine Angriffe im Osten der Ukraine offenbar mit unverminderter Härte fort. Nach Angaben aus Kiew versuchen die russischen Truppen im Donbass, die ukrainischen Streitkräfte einzukesseln. Laut einer Militärsprecherin sind die Ukrainer nicht in der Lage, die Russen zurückzudrängen.
In der Südukraine hat eine russische Rakete den Flughafen von Odessa getroffen und die Landebahn zerstört.
Großbritannien: Russland strebt langfristigen Einfluss in Cherson an
Russland legt nach Einschätzung der britischen Regierung großen Wert auf einen langfristigen Einfluss in der eroberten Großstadt Cherson im Süden der Ukraine. Die Stadt mit etwa 300.000 Einwohnern sei inzwischen unter prorussischer Verwaltung. Diese habe erklärt, dass eine Rückkehr zu ukrainischer Kontrolle unmöglich sei. Seit Sonntag werde in Cherson auch der russische Rubel als Zahlungsmittel verwendet.
Eine dauerhafte Kontrolle über die Stadt und ihre Verkehrsverbindungen werde die russischen Fähigkeiten erhöhen, den Vorstoß im Norden und Westen der Ukraine aufrechtzuerhalten, hieß es aus London. So könnten die Russen auch die Kontrolle über die Schwarzmeer-Halbinsel Krim absichern. In Cherson gibt es seit der Eroberung immer wieder Proteste der Bevölkerung gegen die russischen Truppen.
USA bekräftigen Unterstützung für Ukraine
US-Außenminister Blinken hat die weitere "robuste Unterstützung" Washingtons für die Ukraine bekräftigt. In einem Gespräch mit seinem ukrainischen Kollegen Kuleba informierte Blinken am Samstagabend über die bevorstehende Rückkehr von US-Diplomaten zunächst nach Lwiw, später nach Kiew.
Auch das ukrainische und das US-Militär stimmten sich nach ukrainischen Angaben erneut ab. Dabei ging es um die Lieferung von Waffen, Munition und weiterer Ausrüstung.
UN-Institution: Millionen Tonnen Getreide in Ukraine blockiert
4,5 Millionen Tonnen Getreide sitzen in ukrainischen Häfen und auf Schiffen fest und können nicht genutzt werden. Das sagte der Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Deutschland, Martin Frick. Probleme bei der Ausfuhr der Lebensmittel gebe es, weil Häfen und Seewege im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine blockiert seien.
Die Ukraine war bis Kriegsbeginn einer der weltweit wichtigsten Erzeuger von Weizen sowie ein großer Mais-Produzent. UN-Angaben zufolge wurden 2020 beispielsweise gut 30 Millionen Tonnen Mais und knapp 25 Millionen Tonnen Weizen in dem Land geerntet. Viele Länder, etwa in Nordafrika, sind abhängig von günstigem Weizen aus der Ukraine. Auch für weltweite Ernährungshilfe ist das Getreide entscheidend.
dlf/dpa/cd/mh