Regierungschef Schmyhal sagte dem US-Sender ABC, die ukrainischen Soldaten würden in Mariupol "bis zum Ende kämpfen". Außenminister Kuleba berichtete im US-Sender CBS, die eigenen Truppen seien "im Grunde eingekreist" von russischen Truppen, die Mariupol dem Erdboden gleichmachen wollten. Wörtlich sagte Kuleba: "Die Stadt existiert nicht mehr."
Russland hatte den verbliebenen ukrainischen Truppen in Mariupol zuvor mit Vernichtung gedroht. Ein Ultimatum, sich zu ergeben, ließen die Ukrainer am Sonntagmittag verstreichen. Mehrere Tausend Soldaten sollen sich in dem riesigen Stahlwerk Asowstal verschanzt haben. Der örtliche Polizeichef sagte im Lokalfernsehen, auf dem Gelände hätten auch viele Zivilisten Schutz vor den russischen Truppen gesucht.
Die stellvertretende ukrainische Regierungchefin Wereschtschuk teilte mit, man habe sich den zweiten Tag in Folge nicht auf die Einrichtung von Fluchtkorridoren für die Menschen in den umkämpften Gebieten im Osten des Landes einigen können.
Auch aus dem Westen der Ukraine werden erneute Luftangriffe der russischen Armee gemeldet. Nach ukrainischen Angaben schlugen Raketen in der Stadt Lwiw (Lemberg) ein. Der Bürgermeister der Stadt, Andrij Sadowyj, schrieb auf seiner Facebook-Seite von "fünf gezielten Raketenschlägen".
Ersten Angaben zufolge sind mindestens sechs Menschen getötet und elf weitere verwundet worden. Unter den Verwundeten sei auch ein Kind, schrieb der Bürgermeister. Seinen Worten nach wurde zumindest ein ziviles Objekt getroffen. Dabei handelt es sich um einen Reifenservice.
Zudem sollen durch die Druckwelle die Fensterscheiben eines Hotels in der Nähe zerstört worden sein. In dem Hotel lebten Menschen, die vor dem Krieg aus anderen Regionen der Ukraine geflüchtet waren. 40 Autos sollen zudem beschädigt worden sein.
Medienberichten zufolge herrscht in Lwiw immer noch Luftalarm. Weitere Angriffe werden nicht ausgeschlossen.
Lwiw ist bereits mehrfach zum Ziel russischer Luftangriffe geworden. Das russische Militär beschoss dabei vor allem militärische Objekte in der Nähe der Stadt, unter anderem einen Flughafen.
Auch in der Hauptstadt Kiew sowie im Südosten der Ukraine soll es wieder Explosionen gegeben haben. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, über Nacht seien mehr als 300 Ziele beschossen worden.
dpa/dlf/sh