In der südukrainischen Hafenstadt Mariupol spitzt sich die Lage weiter zu. Der ukrainische Generalstab berichtet am Sonntagmorgen von Luftangriffen. Man rechne damit, dass sich russische Einheiten auf eine Marine-Operation zur Landung in Mariupol vorbereiteten.
Russland: Ukrainische Kämpfer sollen aufgeben
Die in Mariupol kämpfenden ukrainischen Truppen wollen sich nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums nicht ergeben. Die Einheiten, darunter 400 ausländische Söldner, hätten sich in dem Stahlwerk Asowstal verschanzt, sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums am Sonntag in Moskau. Die Regierung in Kiew habe ihnen untersagt, die Waffen niederzulegen.
Zuvor hatte Moskau ein Ultimatum gestellt und den Soldaten im Fall einer Kapitulation zugesichert, sie würden am Leben bleiben.
Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte wiederholt erklärt, alles für eine Rettung der strategisch wichtigen Stadt tun zu wollen. Zugleich warnte er Russland davor, im Fall einer Tötung der ukrainischen Kämpfer die Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges aufzukündigen. Sein Land verhandele weder über seine Territorien noch über seine Menschen, so Selenskyj.
Selenskyj fordert mehr Tempo bei Waffenlieferungen
Russland behauptet ferner, ein ukrainisches Transportflugzeug abgeschossen zu haben, das Waffen westlicher Regierungen liefern sollte. Der Abschuss sei in der Region Odessa erfolgt, teilt ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums mit. Belege dafür legte er nicht vor.
Seit dem russischen Einmarsch Ende Februar hat der Westen große Mengen an Waffen an die Ukraine geliefert. Präsident Selenskyj forderte in seiner letzten Videobotschaft die Partnerländer auf, das Tempo zu erhöhen und seinem Land sofort alle notwendigen Waffen zur Verteidigung zur Verfügung zu stellen. Vor allem in der umkämpften Hafenstadt Mariupol sei die Lage sehr ernst. Moskau versuche, alle Menschen in der Stadt auszulöschen.
Die USA haben unterdessen einen Teil ihres neuen Unterstützungspakets in die Ukraine geliefert. Nach Informationen des Fernsehsenders CNN sind Waffen und Munition eingetroffen. Sie sollen vor allem in der Donbass-Region im Osten eingesetzt werden, wo eine russischen Großoffensive bevorsteht.
Am Sonntag keine Fluchtkorridore aus dem Osten
Für Sonntag hat die ukrainische Regierung die Schließung der Fluchtkorridore aus den umkämpften Gebieten im Osten des Landes angekündigt. Es sei nicht gelungen, mit der russischen Armee eine Feuerpause für die Evakuierung von Zivilisten zu vereinbaren, teilte die stellvertretende Regierungschefin Wereschtschuk am Sonntag auf Telegram mit.
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