Andere Regionen des Landes stünden noch unter russischer Kontrolle. Dort könnten "noch mehr Tote und Misshandlungen" bekannt werden, sagte Selenskyj. Die Bilder aus der kleinen Stadt Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden worden waren, sorgten international für Entsetzen.
Ukrainische Medien: Bislang 340 Leichen in Butscha geborgen
Nach dem Massaker in der Stadt Butscha bei Kiew sind ukrainischen Medienberichten zufolge deutlich mehr als 300 Leichen von Zivilisten geborgen worden. Am Montag geht die Suche nach weiteren Opfern weiter.
Die Bilder aus dem Vorort von Kiew, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden worden waren, haben international für Entsetzen gesorgt. Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich, die die Stadt bis vor kurzem besetzt hatten. Moskau bestreitet das.
Die ukrainischen Behörden haben Fachleute an den Ort geschickt, um dem Verdacht auf Kriegsverbrechen durch die russische Armee nachzugehen. Die ukrainische Generalstaatsanwältin schrieb auf Facebook von einer Hölle, die dokumentiert werden müsse, damit die Unmenschen, die sie geschaffen haben, bestraft werden. Seit Freitag wurden demnach bereits 140 Leichen untersucht.
Verteidigungsminister droht mit Vergeltung
Der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow hat der russischen Armee ein Massaker an Zivilisten in Butscha vorgeworfen und mit Vergeltung gedroht. So etwas Böses dürfe nicht ungestraft bleiben, sagte er am Montag in Kiew.
Resnikow machte die russischen Einheiten verantwortlich, die den Ort wochenlang besetzt gehalten hatten.
Selenskyj: Merkel sollte nach Butscha reisen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Reise in die von Gräueltaten erschütterte Stadt Butscha eingeladen. In dem Kiewer Vorort könnten sich Merkel - ebenso wie der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy - ein Bild von ihrer gescheiterten Russland-Politik der vergangenen Jahre machen, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Im Jahr 2008 hätten die Nato-Staaten der Ukraine eine Aufnahme in Aussicht gestellt, dann aber aus Rücksicht auf Russland einen Rückzieher gemacht.
dpa/sh/vk
Zitat:
"Im Jahr 2008 hätten die Nato-Staaten der Ukraine eine Aufnahme in Aussicht gestellt..."
Nein, die Ukraine und Georgien wollten 2008 NATO-Mitgliedschaft, es wurde aber verweigert.
Der damalige Grund, dass die Ukraine nicht NATO-Mitglied wurde, war der Umstand, dass Russland Militärbasen (Schwarzmeerflotte) auf der Krim stationiert hat, und die Krim gehörte damals noch zur Ukraine.
Dann wäre die Ukraine ein NATO-Mitglied gewesen, dass große Truppenkontingente einer anderen großen Militärmacht auf dem eigenen Territorium gehabt hätte – ein Widerspruch in sich. Das hätten die Russen aber auch die Amis nicht mitgemacht.
Es sei denn, man hätte die Krim wieder an Russland angegliedert. Das hätte die ukrainische Politik niemals mitgemacht.
Denn eine Voraussetzung, die NATO nach Osten erweitern zu können, war ja gerade der Umstand, dass sich die russischen Streitkräfte aus den Staaten Mittel- und Osteuropas (Ostblock) zurückgezogen hatten.
Nun habe ich etliche Presseartikel über diesen Selenkij-Spruch „Merkel-nach-Butscha“ gelesen, und nirgendwo wird diese militärische Sachlage von 2008 miterklärt.