Das russische Militär kontrolliert inzwischen den Großteil der ukrainischen Küsten am Asowschen Meer. Über Berdjansk dürfte die russische Armee Nachschub für Ausrüstung und Munition sichern.
Auch in anderen Landesteilen setzte die russische Armee ihre Angriffe fort. In einem Vorort von Odessa am Schwarzen Meer wurde ein Wohnhaus getroffen. Opfer habe es den Angaben zufolge nicht gegeben. Bisher war Odessa vom Kriegsgeschehen weitgehend verschont geblieben.
Am nordwestlichen Rand von Kiew sollen mehrere Dörfer von den russischen Streitkräften fast völlig abgeschnitten worden sein. Man befürchte eine humanitäre Katastrophe, teilten Beamte mit.
Angaben aus den Kriegsgebieten können nicht unabhängig überprüft werden.
Mehrere Tote bei Explosionen im Westen von Kiew
Beim Beschuss von mehreren Gebäuden im Westen der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind mindestens sechs Menschen getötet worden. Das teilte der örtliche Zivilschutz mit.
Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko wurden bei dem Angriff mehrere Wohnhäuser im Stadtteil Podil beschädigt und in Brand gesetzt. Auch ein Einkaufszentrum und die davor geparkten Autos seien getroffen worden und in Flammen aufgegangen.
Ukrainische Armee: Russland setzt nach Angriffen Drohnen ein
Nach Beobachtung der ukrainischen Armee setzt Russland weniger Flugzeuge über dem Kriegsgebiet ein. Die Intensität des Einsatzes bemannter Flugzeuge nehme ab, teilte das ukrainische Militär in Kiew mit. Um die Wirksamkeit von Raketen- und Bombenangriffen zu beurteilen, setze die russische Armee Drohnen ein. Das lässt sich nicht überprüfen.
Nach Angaben Kiews wurden am Sonntag ein russisches Flugzeug, vier Drohnen und zwei Marschflugkörper bei Angriffen zerstört. Zudem warf Kiew Moskau abermals vor, dass auch Zivilisten Ziel von Angriffen geworden seien.
Schiffe mit Getreide aus ukrainischem Hafen verschwunden
Aus dem Hafen der Stadt Berdjansk sind indessen nach Berichten des ukrainischen Militärs fünf mit Getreide beladene Schiffe "verschwunden". Die mit mehreren zehntausend Tonnen beladenen Frachter seien von russischen Schleppern aus dem Hafen bugsiert worden und in unbekannter Richtung weggefahren, berichtet die Zeitung "Ukrajinska Prawda".
Die Berichte ließen sich nicht von unabhängiger Seite prüfen. Das vom russischen Militär kontrollierte Berdjansk liegt am Asowschen Meer, unweit der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol.
Kiew lehnt russisches Ultimatum für Mariupol ab
Die ukrainische Führung hat ein vom russischen Militär gestelltes Ultimatum an die Verteidiger von Mariupol kategorisch abgelehnt. Es werde keine Kapitulation und kein Niederlegen der Waffen geben, sagte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk der "Ukrajinska Prawda". Sie forderte vielmehr vom russischen Militär die Öffnung eines humanitären Korridors in die umkämpfte Hafenstadt am Asowschen Meer.
Russland hatte die ukrainischen Truppen in Mariupol aufgefordert, die Waffen niederzulegen und die Stadt am Montagvormittag zu verlassen.
Ammoniak im Chemiewerk ausgetreten
In einem Chemiewerk in der Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine ist am Montagmorgen aus noch unbekannter Ursache hochgiftiges Ammoniak ausgetreten. Nach Darstellung der Behörden besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. Das teilte der staatliche Zivilschutz mit und sprach von einem "leichten Ammoniak-Austritt".
Durch Beschuss sei ein Tank beschädigt worden. Die betroffene Stelle sei inzwischen abgedichtet worden. Den Angaben zufolge wurde ein Mitarbeiter des Unternehmens verletzt.
Neue Verhandlungsrunde
Unterhändler der Ukraine und Russlands haben für Montag eine neue Verhandlungsrunde per Videoschalte vereinbart. Schon am Morgen wollten die beiden Teams die Gespräche aufnehmen, sagte der ukrainische Präsidentenberater Podoljak.
Am vergangenen Montag waren die bisher letzten Friedensgespräche auf höherer Ebene geführt worden. Nach Meinung Podoljaks könnten die Verhandlungen mit Moskau über ein Ende des Kriegs noch "mehrere Wochen" dauern. Allerdings gebe es inzwischen Anzeichen, dass Moskaus Position zuletzt "angemessener" und realistischer geworden sei.
dpa/dlf/sh/dop