"Putin ist der Überzeugung, dass er eine historische Mission hat". Das sagt der Historiker Jan Kusber über den Kremlchef Wladimir Putin. Dr. Kusber ist Professor an der Universität in Mainz und spezialisiert auf osteuropäische Geschichte. Auch das Geschichtsverständnis von Putin kennt der Historiker. Denn der Kremlchef begründet seinen Krieg mit seiner ganz eigenen Geschichts-Interpretation. "Für ihn ist die Ukraine keine Nation, sondern verkappte Russen. Und mit dem Krieg hatte er das Ziel, sie zurück zu Russland zu holen."
Doch mit dem Widerstand der Ukrainer hatte Putin nicht gerechnet. Denn Putin sei selbst überzeugt von der Propaganda, die er über russische Staatsmedien verbreitet. Propaganda, die auch bei der Bevölkerung - zumindest teilweise - fruchtet. "Aber es gibt auch in den Städten, gerade bei Jüngeren, enorm Widerstand. Es wird demonstriert, obwohl die Demonstrierenden Haftstrafen riskieren."
Westen soll auf Deeskalation setzen
Doch auch wenn die Propaganda nicht bei allen Russen Wirkung zeigt und auch der Krieg in der Ukraine nicht so verläuft, wie Putin es sich erhofft hatte: Den Krieg abbrechen wird der Kremlchef wohl eher nicht, glaubt Dr. Jan Kusber. Der Westen solle auf Deeskalation setzen, und weiterhin Sanktionen als Druckmittel nutzen. "Die Nato sollte vermeiden, dass Putin die Nato als Kriegspartei interpretieren könnte. Dann wird sich der Krieg auch nicht auf die Nato ausdehnen."
Dennoch bedeutet dieser Krieg eine Wende auf der politischen Weltbühne. Aber nicht nur politische Verhältnisse, auch persönliche Verbindungen wird dieser Krieg auf nachhaltige Weise prägen, so die Befürchtung des Historikers. "Die vielen engen Beziehungen zwischen Russen und Ukrainern sind jetzt sehr betroffen. Diese Zerrissenheit geht durch russisch-ukrainische Communities in ganz Europa." Kusber hofft, dass der Krieg die Ukrainer und Russen in Europa nicht menschlich zerreißt.
Raffaela Schaus
Guter Artikel.
Russen, Ukrainer und auch Weißrussen haben zwar den gleichen Ursprung (Kiewer Rus).Nur haben Ukrainer und Russen sich auseinander entwickelt.Das fing schon 1596 an, als sich ein Teil der orthodoxen Christen den Papst als Oberhaupt anerkannten. Und mittlerweile gibt es eine autokephale orthodoxe Kirche in der Ukraine.Das hat für eine Kirchenspaltung in der orthodoxen Kirche geführt, auf der einen Seite der Moskauer Patriarch und auf der anderen Seite der ökumenische Patriarch von Konstantinopel.
Putin hat sich ziemlich dumm und dämlich angestellt. Hätte die Ukrainer besser friedlich von seiner komischen Idee überzeugen müssen.