Die ukrainische Regierung hatte zuvor berichtet, dass bei der Rettung von Zivilisten aus Mariupol Schüsse gefallen seien.
"Russische Streitkräfte beschießen den humanitären Korridor", schrieb ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums bei Twitter. Von russischer Seite gab es zunächst keine Angaben dazu.
Die Nato hält Berichte über Angriffe auf Flüchtende für sehr glaubwürdig. Zivilisten ins Visier zu nehmen, sei ein Kriegsverbrechen und vollkommen inakzeptabel, sagte Nato-Generalsekretär Stoltenberg am Dienstag. Man brauche richtige humanitäre Korridore, die uneingeschränkt respektiert würden.
Seit vergangenem Samstag sind mehrere Versuche gescheitert, Menschen aus der Stadt Mariupol am Asowschen Meer zu bringen.
Zuvor hatte Russland nach eigener Darstellung eine Feuerpause in Kraft gesetzt und mehrere Korridore für Zivilisten geöffnet. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium, dies betreffe neben die Städte Sumy, Kiew, Charkiw, Mariupol und Tschernihiw.
Auch in der Nacht gab es wieder russische Bomben-Angriffe auf ukrainische Städte. Örtlichen Behörden zufolge sollen dabei mehr als zehn Menschen gestorben sein, unter ihnen auch Kinder.
Die westukrainische Stadt Lwiw bittet derweil um Hilfe bei der Unterbringung Zehntausender Binnenflüchtlinge. In der Stadt sind nach Angaben des Bürgermeisters bereits mehr als 200.000 Vertriebene in Sporthallen, Schulen, Krankenhäusern und Kirchen untergekommen.
Vereinbarte Feuerpausen waren in den vergangenen Tagen immer wieder gebrochen worden. Russland und die Ukraine machten sich dafür gegenseitig verantwortlich. Es habe eine Vereinbarung über humanitäre Korridore gegeben, sagte Ukraines Präsident Selenskyj in einem auf Telegram veröffentlichten Video. Stattdessen seien weiter russische Panzer gerollt. Er warf Russland Zynismus vor. Zugleich erklärte Selenskyj, sein Land werde weiter mit Moskau über Frieden verhandeln.
dpa/dlf/jp
Über 'humanitäre Korridore' schreibt heute Putins Propaganda-Blatt 'Iswestija' zynisch:
"Am Morgen des 7.März erklärten russische Truppen eine Waffenruhe, um die Evakuierung der Zivilbevölkerung aus Kiew,Charkiw,Mariupol und Sumy zu gewährleisten, wo die humanitäre Lage katastrophal ist. Sechs Korridore wurden geöffnet, aber niemand benutzte sie..... General[Mizintsev] wies darauf hin, dass die [ukrainischen]Nationalisten Zivilisten und Ausländer unter Androhung physischer Vergeltungsmaßnahmen einfach nicht aus bewohnten Gebieten herauslassen. Die ukrainische Seite stehe unter dem Einfluss der Radikalen und habe völlig die Kontrolle über die Geschehnisse im Land verloren, so Mizintsev.
Original:
Утром 7 марта российские войска объявили режим тишины, чтобы обеспечить эвакуацию мирных жителей из Киева, Харькова, Мариуполя и Сум, где складывается тяжелая гуманитарная ситуация. Было открыто шесть коридоров, однако ими никто не воспользовался.
...Генерал отметил, что националисты под угрозой физической расправы просто не выпускают мирных жителей и иностранных граждан из населенных пунктов. Украинская сторона находится под влиянием радикалов и полностью утратила контроль над происходящим в стране, заявил Мизинцев.