"Das wäre natürlich ein Alptraum, aber ich schließe nicht aus, dass es irgendwann tatsächlich Versuchungen geben könnte, auf den nuklearen Knopf zu drücken", sagte der regierungskritische Journalist am Donnerstag in einer Anhörung des Europaparlaments. "Es gibt hier tatsächlich die Gefahr eines Nuklearkriegs."
Er begründete diese Furcht mit Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und des Außenministers Sergej Lawrow. Dieser hatte am Mittwoch gesagt, der dritte Weltkrieg werde ein Atomkrieg sein. Auch im russischen Staatsfernsehen werde diese Drohung jetzt häufig genannt. "Für mich ist das extrem beunruhigend", sagte Muratow. Vor einigen Wochen hätte sich auch niemand vorstellen können, dass Russland die Ukraine attackieren würde.
Muratow wiederholte scharfe Kritik an dem Angriff auf die Ukraine. "Es gab keine Entschuldigung für diesen Befehl", sagte Muratow. Viele Russen wollten diesen Krieg nicht, selbst wenn sie Putin unterstützten. Widerstand der Eliten um Putin erwartet er jedoch nicht. Sie seien untrennbar mit dem Präsidenten verbunden und auf ihn angewiesen.
Der 60-Jährige führt die kremlkritische Zeitung "Nowaja Gaseta". Er wurde 2021 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Er kritisierte auch die Schließung des Radiosenders Echo Moskwy, der ebenso wie seine Zeitung den Krieg kritisiert habe. Das sei der Grund, warum der Sender geschlossen worden sei.
dpa/km