Wahrscheinlich wurde das Getränk im Rahmen eines Bestattungsrituals getrunken - als Teil einer Feier zu Ehren der Toten. Hinweise dafür hat ein Team von Archäologen gefunden, als es auf einem Friedhof in Südchina 20 Keramikgefäße ausgegraben hat. Sieben dieser Gefäße sind langhalsige Hu-Töpfe, die in späteren historischen Perioden zum Trinken von Alkohol verwendet wurden.
Weil die Gefäße auf einem Friedhof entdeckt wurden, der etwa 9.000 Jahre alt ist, vermuten die Archäologen, dass dort schon vor 9.000 Jahren etwas ähnliches wie Bier getrunken wurde. Die Forscher vermuten, dass es Bier war, weil sie Überreste in den Gefäßen chemisch analysiert haben.
Dabei haben sie ähnliche Stoffe gefunden, wie sie beim Bierbrauen entstehen. Damit sind vor allem Stärkekörner aus Reis und anderen stärkehaltigen Pflanzen gemeint. Außerdem wurden Spuren von Hefen und Schimmelpilzen entdeckt, die an der Gärung beteiligt sind.
Das 9.000 Jahre alte Bier hatte aber deutlich weniger Alkohol als heutiges Bier. Die Fachleute gehen davon aus, dass die Gärung weniger effizient und das Getränk deshalb nur leicht fermentiert war. Es war wahrscheinlich trüb und schmeckte süß, denn die mikrofossilen Rückstände enthielten viel Restzucker.
Wegen des hohen Produktionsaufwands war das Reisbier eher kein Alltagsgetränk. Der Reisanbau war in der Region Chinas, wo die Krüge ausgegraben wurden, vor Zehn- bis Elftausend Jahren noch nicht verbreitet und auch sehr arbeitsintensiv.
Deshalb kam die kostbare Zutat wohl nur zu bestimmten Anlässen zum Einsatz - wie eben zu einer Beerdigung. Der Fund macht die Region am unteren Jangtse-Fluss jedoch zu einem der frühesten Orte der Welt, an denen Bier getrunken wurde.
vrt/jp/rasch