Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes stellt jedes Jahr eine Liste der Dollar-Milliardäre zusammen. Im Corona-Jahr 2020 sind demnach fast 700 hinzugekommen. Damit ist die Zahl der Dollar-Milliardäre auf 2.700 gestiegen - ein neuer Rekord. Ausgerechnet in China, wo das Virus zuerst aufgetaucht ist und sich weltweit verbreitet hat, sind 238 Dollar-Milliardäre hinzugekommen. Das ist einer alle 36 Stunden. In den USA sind laut Forbes 110 hinzugekommen.
Auch in Belgien ist die Zahl von einem auf drei gestiegen. Ein Newcomer ist Jan Van Geet. Er ist der Eigentümer der Bauträger- und Immobilien-Entwicklungsgesellschaft VPG. Sein Vermögen soll von 850 Millionen auf 1,1 Milliarden Dollar gestiegen sein. Neu auf der Liste ist auch Luc Tack. Er ist Top-Mann von Picanol, ein Produzent von Textilmaschinen. Er soll etwas mehr als eine Milliarde Dollar wiegen. Schon länger im Club der Superreichen ist Eric Wittouck, ein Erbe der Zuckerdynastie aus Tienen, der von Monaco aus vor allem an der Wall Street aktiv ist und unter anderem in Weight Watchers investiert hat. Sein Vermögen soll um zwei Milliarden gestiegen sein, auf jetzt zehn Milliarden Dollar.
Laut Finanzjournalist Ludwig Verduyn, der Gründer einer Webseite über die reichsten Belgier, konzentriert sich Forbes nur auf Einzelpersonen. Wenn man auch die Familienvermögen in Betracht ziehen würde, gäbe es etwa 40 belgische Familien im Club der Milliardäre.
Die Frage, wie es sein kann, dass die Zahl der Milliardäre ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 so stark gestiegen ist, hat sich Ruchir Sharma, Finanzstratege bei Morgan Stanley, gestellt. Er hat dazu kürzlich ein Erklärstück in der Financial Times geschrieben. "Während Corona sich breitmachte, haben die Zentralbanken neun Billionen Dollar, in die Weltwirtschaft ausgeschüttet, damit die Wirtschaft überleben konnte. Ein großer Teil dieser Anreize landete auf den Finanzmärkten und damit gleich auf das Vermögen der Ultra-Reichen", so Sharma.
Totalvermögen auf 13 Billionen Dollar gestiegen
Das Totalvermögen der Milliardäre ist laut Forbes innerhalb von zwölf Monaten von acht auf 13 Billionen Dollar gestiegen - der größte Anstieg seit es die Forbes-Liste gibt. Ein Anstieg von fünf Billionen Dollar, das sind 5.000 Milliarden Dollar.
Finanzstratege Sharma beobachtet die Entwicklung von Supervermögen schon lange. Er befürchtet sogar, dass die zunehmende Ungleichheit immer mehr zu einer politischen Frage wird, die sogar einen Volksaufstand provozieren könnte. Die Möglichkeit ist seiner Meinung nach noch nie so groß gewesen wie jetzt.
Da darf man gespannt sein, ob nach Worten auch Taten folgen. US-Präsident Joe Biden hat schon gesagt, dass die Reichen nach dem finanziellen Plus trotz Corona stärker besteuert werden sollen, damit man nicht nur die Zusatzkosten der Pandemie bezahlen kann, sondern auch Geld an Ärmere verteilt werden kann. In Europa darf man auch gespannt sein, wer die Corona-Rechnung bezahlt.
knack/mz