Geruchsforscher versuchen herauszufinden, wie es in Europa in der Vergangenheit gerochen bzw. gestunken hat. "Odeuropa" heißt das wissenschaftliche Projekt. Forscher aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden sind daran beteiligt. Dass die Sache durchaus seriös ist, erkennt man auch daran, dass es für "Odeuropa" 2,8 Millionen Euro Subsidien gab. Über die Fortschritte berichtet die Zeitung Het Nieuwsblad am Montag.
Die Forscher haben in Texten oder auf Zeichnungen und Gemälden aus dem 16. bis ins frühe 20. Jahrhundert nach Geruchsbeschreibungen gesucht. Mithilfe von Chemikern und Parfümeuren sollen die Aromen aufwendig rekonstruiert werden. Das reicht vom Geruch von Weihrauch, bis hin zu Dingen wie Tabak und zu den Toiletten beziehungsweise Urinalen. Eine Forscherin aus dem Team ist Geruchshistorikerin Caro Verbeek aus Amsterdam. Sie hat zum Beispiel den Geruch der Schlacht bei Waterloo nachempfunden. Es roch nach viel Pulverrauch, sehr viel Blut und Schweiß, aber auch nach Schlamm und Gras.
Online-Enzyklopädie der Gerüche in Europa
In erster Linie ist es Forschungsarbeit. Das Team will eine Online-Enzyklopädie der Gerüche in Europa erstellen. Was die Arbeit aber für den Normalbürger interessant macht ist, dass sie die Vergangenheit erfahrbarer macht. Geht man zum Beispiel ins Heimatmuseum, sieht ein Haus, das ein Plumpsklo hat und einem dabei der Geruch der Toilette von damals um die Nase weht, bekommt man einen genaueren Einblick, wie die Menschen zu der Zeit lebten. Man konnte mit Gerüchen auch erfahrbarer machen, wie es im 16. Jahrhundert, als es in Großstädten noch keine Abwassersysteme gab, roch. Die Menschen im 16. und 17. Jahrhundert schrieben Düften auch bestimmte medizinische Wirkungen zu. So galt etwa Rosmarin als Mittel gegen die Pest.
Die Museen könnten also ihre Ausstellungsstücke noch authentischer wirken lassen. Die ersten Düfte sollen nächstes Jahr ausgestellt werden. Das Projekt selbst läuft drei Jahre.
odeuropa/vrt/jp