Die Forscher haben den Weg untersucht, den eine Infektion in den Schleimhäuten des Rachens, der Bronchien und der Nase nimmt. Das Ergebnis: Viren nutzen bevorzugt die Nase, um in den menschlichen Körper zu dringen und sich dort auszubreiten. Das gilt auch für das Sars-Covid-Virus.
Warum gerade die Nase so beliebt ist, liegt nach Angaben der Forscher an der Menge von Rezeptoren, die die Viren aufnehmen und transportieren. Interessant ist dabei die Tatsache, dass diese Rezeptoren auf ihrem Weg von der Nase zu den Bronchien weniger werden. Daraus schließen die Forscher, dass die Nase das bevorzugte Einfallstor für Viren ist.
Das ist eine neue Erkenntnis: Bislang waren viele Wissenschaftler davon ausgegangen, dass das Coronavirus zuerst das Gewebe des Rachens befällt und im weiteren Verlauf der Infektion in die unteren Atemwege wandert. Schließlich klagen viele Covid-Patienten erst über Halsschmerzen, nicht über Schnupfen.
Die Nase - eine mögliche Virenschleuder? Auch der Ausfall des Geruchssinns bei vielen Corona-Infizierten könnte dafür ein Indiz sein. Wie diese neuen Erkenntnisse genutzt werden können, um Patienten zu therapieren, das untersucht derzeit ein internationales Team aus Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Virologen und Immunologen der Universitäten Aachen, Köln und Gent.
Eine vielversprechende Spur gibt es schon, und sie führt über das Cortison. Wie Professor Martin Westhofen vom Universitätsklinikum Aachen in der "Aachener Zeitung" beschreibt, erforscht sein Team die Wirkung eines cortisonhaltigen Nasensprays ("Ciclesonid"), mit dem Patienten mit chronischer Nasenentzündung behandelt werden. Die spannende Frage ist, ob das Mittel, das das Wachstum von Polypen hemmt, auch die Vervielfältigung der Sars-Covid-Viren aufhalten kann.
Zur eindeutigen Klärung sind weitere Studien notwendig. Die Forscher haben deshalb für ihr Projekt öffentliche Fördermittel beantragt. Bis es neues Wissen gibt, sollten all jene Menschen, die ihre Schutzmaske bevorzugt unterhalb der Nase tragen, vielleicht schonmal umdenken.
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