Die Regierung Macron will allen, die Fahrrad fahren, jeweils 50 Euro zur Verfügung stellen, falls ihr Rad repariert werden muss. Insgesamt hat die Regierung 20 Millionen Euro frei gemacht. Jeder, der sein Fahrrad in die Werkstatt bringt, kriegt so eine staatliche Unterstützung. Rund 3.000 Werkstätten in ganz Frankreich machen mit.
Der französischen Regierung geht es vor allem darum, mehr Menschen aufs Rad zu bekommen, damit Busse und Bahnen nicht überfüllt werden. Am Montag wird die Ausgangssperre gelockert und die Menschen werden verstärkt zur Arbeit gehen bzw. fahren. Das stellt den Öffentlichen Nahverkehr vor Probleme: Die Kapazität wird ohnehin drastisch heruntergefahren. Und dazu darf in Bussen und Metros nur jeder zweite Platz besetzt werden.
Kurzum: Es ist kein Platz für alle. Eine Idee ist deshalb, dass die Menschen mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen - besonders auf Kurzstrecken.
Neue Fahrrad-Kultur
Dass da Einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden muss, scheint offensichtlich. Warum sonst braucht es ein Lockmittel von 50 Euro? Der französische Fahrradverband hat jedenfalls schon gesagt: Wenn das Programm ein Erfolg wird, dann muss es verlängert werden. Will sagen, dass die staatliche Unterstützung nicht von der Dauer der Corona-Krise abhängig gemacht werden sollte.
Die französische Umweltministerin hat getwittert, jetzt sei die Zeit, eine neue Fahrrad-Kultur zu starten. Die Regierung hat auch angekündigt, auf den Hauptverbindungsachsen provisorische Radwege anzulegen, bzw. zu markieren.
Fahrradverkäufe gestiegen
Belegt ist jedenfalls jetzt schon, dass die Fahrradverkäufe in Frankreich an die Decke gehen. Die Sportkette Go Sport gibt an, seit der Ausgangssperre über ihren Webshop 300 Prozent mehr Fahrräder verkauft zu haben. Das Unternehmen bietet inzwischen auch einen Rad-Reparaturservice im Geschäft an. Das gilt auch für das Sporthaus Decathlon, das auch mit einem Ansturm auf seine Fahrradabteilung rechnet.
Regeln zum Schutz vor Corona
Wer Fahrrad fährt, soll laut Regierung zehn Meter Abstand zu anderen Menschen halten. Spätestens an der ersten roten Ampel dürfte das aber schwierig werden. Die Empfehlung, beim Radfahren einen Mundschutz zu tragen, besteht nicht. Vielmehr ist immer wieder davon zu lesen, dass Fahrradfahren fit hält und somit dazu beitragen kann, eine zweite Infektionswelle zu verhindern - auch auf dem Weg zur Arbeit.
Die Niederländer übrigens, die so vorbildlich Rad fahren, haben die Vorteile des Drahtesels unter dem Eindruck der Ölkrise Anfang der 1970er Jahre entdeckt. Vielleicht passiert ja Ähnliches wegen Corona jetzt in Frankreich.
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