In Frankreich wurden Ende Januar die ersten Fälle offiziell bekannt. Mediziner einer Klinikgruppe bei Paris haben nun Proben von Menschen mit schweren Atemwegsinfektionen, die in den Wochen vorher entnommen wurden, auf Sars-CoV-2 getestet. Es handelt sich um Proben von Patienten, bei denen damals keine sichere Diagnose gestellt werden konnte.
Von mehreren Proben war eine positiv auf Covid-19. Es geht um einen 43-jährigen Mann aus der Nähe von Paris. Er war am 27. Dezember in die Klinik eingeliefert worden, konnte das Krankenhaus nach wenigen Tagen aber wieder verlassen.
Der Mann hatte keine Verbindungen zu China und war nicht ins Ausland gereist, bevor er im Dezember krank wurde. Die Ursache für seine Infektion ist offen. Seine Frau arbeitet in einem Supermarkt in der Nähe des Pariser Flughafens Charles de Gaulle und könnte das Virus mit nach Hause gebracht haben, möglicherweise war sie ein asymptomatischer Fall.
Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnete die positive Coronavirus-Probe in Frankreich von Ende Dezember als "sehr interessant, aber nicht überraschend". In der chinesischen Stadt Wuhan habe es schon im Dezember mysteriöse und zunächst nicht als Infektionen mit einem neuen Virus erkannte Lungenerkrankungen gegeben. Menschen aus Wuhan könnten das Virus bei Reisen im Dezember unbewusst nach Frankreich und in andere Länder eingeschleppt haben.
In Frankreich sind mehr als 25.000 Menschen in Folge einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Bis Montagabend seien insgesamt 25.201 Todesfälle registriert worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Seit Sonntag wurden demnach 306 neue Todesfälle verzeichnet. Der Fortschritt der Epidemie habe sich in Frankreich in den letzten Wochen aber verlangsamt, so das Ministerium. Die Zahl der Patienten, die täglich neu in Krankenhäusern aufgenommen würden, sei seit der ersten Aprilhälfte zurückgegangen.
WHO: Aufruf zu Prüfung von Lungenentzündungen Ende 2019
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft nun auch andere Staaten dazu auf, ähnliche Krankheitsfälle von Ende 2019 nachträglich auf eine Coronavirus-Infektion hin zu überprüfen. Es sei möglich, dass sich noch mehr Lungenentzündungen als Coronavirus-Fälle entpuppen. Solche Fälle müssten entdeckt werden, damit die Welt sich ein "neues und klareres Bild" des Ausbruchs machen könnte, sagte ein WHO-Sprecher in Genf.
Die chinesischen Behörden hatten die WHO am 31. Dezember über die neue Lungenkrankheit informiert. Bisher wurde davon ausgegangen, dass sie sich erst ab Januar in Europa ausbreitete.
dpa/orf/km