Wie die Obere unabhängige Wahlbehörde ISIE mitteilte, kam Saied nach dem vorläufigen Endergebnis auf 72,71 Prozent der Stimmen. Der ebenfalls in die Stichwahl eingezogene Medienunternehmer Nabil Karoui kam nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis auf 27,29 Prozent der Stimmen.
Nachwahlbefragungen von zwei Umfrageinstituten hatten den Wahlsieg von Kais Saied bereits vorausgesagt. Saied selbst bezeichnete den Sieg als "Revolution innerhalb des Verfassungsrahmens".
Das politische System in Tunesien steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Mit dem früheren Juraprofessor Kais Saied steht nicht nur ein Mann an der Spitze des Staates, der noch nie ein wichtiges politisches Amt innehatte. Auch bei der Parlamentswahl vergangenes Wochenende waren die etablierten Parteien abgestraft worden. Daraus resultiert ein zersplittertes Parlament. Die 217 Sitze teilen sich sieben Parteien und insgesamt 37 einzelne Abgeordnete.
Unterstützung für sein politisches Projekt bekam Kais Saied vor allem von Intellektuellen und jungen Tunesiern. Rund 90 Prozent der 18-25 Jahre alten Wähler hätten ihre Stimme für den Verfassungsrechtler abgegeben, teilte das Meinungsforschungsinstitut Sigma Conseil mit.
Saied wurde 1958 in Ariana nahe der Hauptstadt Tunis geboren. Die meiste Zeit seines Berufslebens verbrachte er als Juraprofessor an einer Universität in Tunis. Er gehörte nach der Revolution von 2011 der Kommission an, die das Parlament bei der Ausarbeitung einer neuen Verfassung beraten hatte.
dpa/km