Mehrere hundert Menschen kamen ums Leben. Die genaue Zahl ist unbekannt. Forscher verweisen auch auf Zahlen des chinesischen Roten Kreuzes, das einst 2.600 Tote genannt hatte.
Das dunkle Kapitel der chinesischen Geschichte ist bis heute ein politisches Tabu in China. Im Vorfeld des Jahrestages wurden Bürgerrechtler und Angehörige von Opfern festgenommen oder unter Hausarrest gestellt. Auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" herrschen am Dienstag strenge Sicherheitsvorkehrungen. Polizisten überprüfen die Ausweise aller Touristen und Pendler, Journalisten dürfen den Platz nicht betreten oder fotografieren.
Die Zensur in China lief vor dem Jahrestag auf Hochtouren. Im Internet beseitigte Software alle Hinweise auf das Blutbad. Die Staatssicherheit verschärfte die Überwachung. Die Möglichkeiten der "Mütter von Tian'anmen", einem Netzwerk der Familien, mit der Außenwelt zu kommunizieren oder sich frei zu bewegen, seien schwer eingeschränkt worden, berichtete Human Rights Watch.
Familien der Opfer und Bürgerrechtler riefen die kommunistische Führung unterdessen zu einer ehrlichen Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der chinesischen Geschichte auf. Die Verantwortlichen für das Massaker in der Nacht zum 4. Juni 1989 sollten bestraft werden.
Während auf dem chinesischen Festland jedes öffentliche Gedenken unterbunden wird, werden in Hongkong Zehntausende zu einer abendlichen Demonstration erwartet. Seit 1990 findet jeweils im Viktoria-Park eine Kerzenandacht statt, an der nach Angaben der Organisatoren in manchen Jahren sogar 150.000 bis 200.000 Menschen teilgenommen haben.
Mogherini fordert Aufarbeitung
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat China aufgerufen, die Proteste auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" vor 30 Jahren und ihre Niederschlagung offiziell anzuerkennen. Das sei wichtig für künftige Generationen und das kollektive Gedächtnis, erklärte Mogherini.
Die EU erwarte, dass die Rechte derjenigen respektiert würden, die im Zusammenhang mit den Ereignissen auf dem Tian'anmen-Platz oder mit aktuellen Aktivitäten festgehalten würden. Außerdem sollten festgenommene Bürgerrechtler und Anwälte freigelassen werden.
dpa/jp/mg