Blauwein wird in der Tat als Wein vermarktet. Und wer das Getränk kostet, der muss zugeben, dass es zwar süß ist, aber durchaus nach Wein schmeckt und riecht. Das ist ja auch kein Wunder - immerhin werden bei der Herstellung vor allem Weintrauben verwendet. Und auf dem Weinetikett des spanischen Pasion Blue steht, dass es sich um einen Chardonnay handelt.
Die Etikettierung ist verwirrend und die Hersteller bestehen darauf, dass ihr Produkt hauptsächlich aus gegorenem Rebensaft besteht. Auf dem rückseitigen Etikett steht allerdings klein gedruckt, dass der Pasion Blue ein "aromatisiertes Getränk auf Weinbasis" ist.
Haken beim blauen Wein
Der Haken ist, dass dem blauen Wein Pigmente zugefügt werden. Nur diese Pigmente machen es möglich, dass der "Rebensaft" seine blaue Farbe erhält. Wein darf aber nur durch die Gärung der Trauben seine Farbe erhalten. Farbstoffe dürfen nicht eingesetzt werden, selbst dann nicht, wenn diese Farbstoffe aus Traubenschalen gewonnen werden.
Diese Farbstoffe, wie das Indigotin, befinden sich in zahlreichen Lebensmitteln. In Puddings, Fruchtsäften, Süßigkeiten und Likören, um nur einige zu nennen. In geringen Mengen sind die Farbstoffe nicht schädlich. Den Anthocyanen - natürliche Pigmente - wird sogar eine gesundheitsfördernde und verjüngende Wirkung nachgesagt.
Die EU hat entschieden, dass der blaue Wein nicht als Wein, sondern als "anderes alkoholisches Getränk" angesehen werden soll. Es hat bereits rechtliche Auseinandersetzungen gegeben. Spanische Weinhersteller hatten moniert, dass der blaue "Gïk Life" in keine der bestehenden Weinkategorien der EU passt. Seither wird er als "anderes alkoholisches Getränk" gekennzeichnet und die Hersteller beschreiben den Gïk Life als "99 Prozent Wein und 1 Prozent Traubensaft".
Chantal Scheuren