Die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer lag am Mittwochmorgen bei 35. Unter den Opfern seien auch drei Minderjährige im Alter von acht, zwölf und 13 Jahren, meldet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Darüber hinaus seien 16 Menschen verletzt worden.
Das Unglück ereignete sich am Dienstag kurz vor Mittag auf der A10, die den Hafen und den Flughafen von Genua verbindet. Betroffen ist der Ponte Morandi, der auf einer Länge von mehr als einem Kilometer in 45 Metern Höhe u.a. ein Gewerbegebiet und einige Mehrfamilienhäuser überquert.
Ein etwa 100 Meter langes Teil der Brücke brach Dienstagmittag plötzlich ab. Nach Berichten von Augenzeugen wurden etwa 30 Autos und einige Lastwagen in die Tiefe gerissen. Diese wurden zum Teil unter herabfallenden Trümmern begraben.
An der Autobahnbrücke waren zum Zeitpunkt der Tragödie Bauarbeiten im Gange. Wie die Betreibergesellschaft auf ihrer Homepage mitteilte, sei an der Sohle des Viadukts gerade gearbeitet worden. Auf der Brücke selber habe ein Baukran gestanden.
Die Brücken-Katastrophe lässt in Italien die Alarmglocken schrillen. Laut der Tageszeitung "La Repubblica" sind um die 300 Brücken und Tunnel marode.
Was den Einsturz auslöste, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar. Italiens Verkehrsminister Danilo Toninelli schloss in einem Radio-Interview aus, dass die Bauarbeiten der Grund für den Einsturz seien. Als das Unglück geschah, ging gerade ein heftiges Unwetter über Genua nieder.
Der "Viadotto Polcevera" war nach vierjähriger Bauzeit 1967 eröffnet worden. Der Viadukt mit einer Gesamtlänge von 1.182 Metern überquert ein Industriegebiet auf einer Höhe von 45 Metern und stützt sich auf drei Betonpfeiler. Das längste Teilstück ist 210 Meter lang.
Ein Ehepaar aus Henri-Chapelle hat den Brückeneinsturz aus der Nähe erlebt. Marie-Jeanne und Jean-Marie Aldenhoff waren auf der Durchreise Richtung Mittelitalien und wollten in Genua eine Pause einlegen.
dpa/vrt/rtbf/mh/cd