Mindestens 19 Menschen kamen bei einer Massenpanik ums Leben. Im Gedränge an einem Zugangstunnel zur Loveparade wurden sie erstickt, zerquetscht und totgetreten. Mehr als 340 Raver erlitten teils schwerste Verletzungen. «Dieses Unglück ist so entsetzlich, dass man es nicht in Worte fassen kann», sagte Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) am Sonntag.
Stadt und Veranstalter in der Kritik
Organisatoren und Verantwortliche sahen sich bohrenden Fragen und harten Vorwürfen ausgesetzt. Antworten bleiben sie schuldig. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Die Loveparade soll laut Veranstalter nie mehr stattfinden.
Bereits vor der Technoparade hatte es Warnungen gegeben, dass das Gelände auf dem alten Güterbahnhof der Ruhrgebietsstadt wegen des komplizierten Zugangs über Tunnel und Rampen nicht massentauglich sei. Das Sicherheitskonzept für die Veranstaltung steht nun bei den Ermittlungen auf dem Prüfstand.
Die Toten seien Opfer «materieller Interessen eines Veranstalters, der unter dem Deckmäntelchen der "Kulturhauptstadt 2010"» Druck ausgeübt habe, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Wolfgang Orscheschek. Duisburger Stadtpolitiker seien «in die Enge getrieben» worden, so dass sie trotz eindringlicher Warnungen aus dem Sicherheitsbereich nur «ja» sagen konnten. Polizei und Feuerwehr «haben im Vorfeld ihre Vorbehalte geäußert», sagte Orscheschek.
Unkenntnis über exakte Besucherzahl
Die Zahl der Teilnehmer konnten die Veranstalter auch am Tag danach nicht genau beziffern. Sie reicht von 105.000 Menschen, die mit der Bahn zum Feiern reisten, bis hin zu 1,4 Millionen Ravern, die sich in der Stadt aufgehalten haben sollen. Die abgeschlossene Partyzone sei für rund 300.000 Feiernde ausgelegt gewesen, sagte der Leiter des Krisenstabs, Wolfgang Rabe. Der Platz sei zum Zeitpunkt des Unglücks nicht vollständig gefüllt gewesen.
Unter den 19 Toten im Alter zwischen etwas 20 und 40 Jahren sind Männer und Frauen aus Deutschland, jeweils ein Opfer kam aus den Niederlanden, Italien, China und Australien. Bis zum Sonntagmittag waren erst 16 von ihnen identifiziert. Die Katastrophe löste im In- und Ausland eine Welle der Trauer und des Entsetzens aus. «Der Umzug der Liebe wurde zur Parade des Horrors», schrieb die spanische Zeitung «El Mundo» am Sonntag. Führende deutsche Politiker und Bundespräsident Christian Wulff drückten ihr Beileid aus und forderten rückhaltlose Aufklärung.
«Die wollten doch alle nur Spaß. Dann haben alle geweint»
Die Fragen drehten sich vor allem um das Sicherheitskonzept. Es gab am Samstag lange Zeit nur einen Ein- und Ausgang zum Festgelände, und der war nur durch zwei sehr lange Straßentunnel unter den Bahngleisen zu erreichen. Im Gedränge dieses Nadelöhrs stauten sich die Menschen im Tunnel und auf einer Rampe. Raver, die ungeduldig zur Party strebten, trafen auf Menschen, die schon müde waren und das Fest verlassen wollten.
Viele kletterten auf Container oder Zäune, um der Enge zu entfliehen, einige stürzten nach Augenzeugenberichten hinunter in die Massen. «Das war programmiertes Chaos», kritisierte der Augenzeuge Udo Sandhöfer die Veranstalter. «Die wollten doch alle nur Spaß. Dann haben alle geweint», beschrieb der Besucher Achmed Hasan die Situation. Nach Bekanntwerden der Todesfälle wurde die Veranstaltung nicht abgebrochen, um weitere Panik zu verhindern.
Nie wieder Loveparade
Die Loveparade soll es nach Angaben des Veranstalters Rainer Schaller nun nicht mehr geben. 1989 in Berlin unter dem Motto «Friede, Freude, Eierkuchen» gegründet, fand das fröhliche Techno-Event seit 2007 im Ruhrgebiet statt. Im letzten Jahr fiel sie aus: Die Stadt Bochum hatte die Ausrichtung unter anderem aus Sicherheitsgründen abgesagt.
Beinahe wäre auch die Loveparade im Kulturstadtjahr «Ruhr 2010» in Duisburg gescheitert, weil der hoch verschuldeten Stadt Geld für Sonderbusse, Absperrungen und andere Sicherheitsmaßnahmen fehlten. Auch die Tauglichkeit des lange brachliegenden, abgeschlossenen Geländes zwischen einer Autobahn und Bahngleisen war lange vorher von Experten angezweifelt worden.
Bis nach Mitternacht verließen Leichenwagen den Unglücksort. Die Polizei hatte das Gelände mit Zäunen und Sichtblenden weiträumig abgesperrt. In der Nacht kamen erste Trauernde zu dem Tunnel, um ihr Mitgefühl mit den Opfern zu bekunden. Einige zündeten Kerzen an.
Cheforganisator Fritz Pleitgen geschockt
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich geschockt und sagte: «Zum Feiern waren die jungen Menschen gekommen, stattdessen gibt es Tote und Verletzte.» Der Präsident der Europäischen Kommission, Manuel Barroso, kondolierte zum Tod so vieler Menschen.
Nordrhein- Westfalens neue Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ließ sich in der Einsatzleitstelle der Polizei über die Entwicklung unterrichten. Sie äußerte sich «total betroffen» und sagte, sie fühle mit den Angehörigen der Gestorbenen und sorge sich um die Verletzten.
Die Loveparade unter dem Motto «The Art Of Love» sollte eine der wichtigsten und größten Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr «Ruhr.2010» werden. Der Cheforganisator Fritz Pleitgen zeigte sich schockiert. «Ganz klar fühle ich mich auch mitverantwortlich, aber eher im moralischen Sinne», sagte Pleitgen Samstagnacht im ZDF.
dpa/wb/pkn - Bilder:epa
Ich möchte nur hoffen, dass die dafür verantwortlichen deutschen Politiker und der kommerzielle Veranstalter dieses übergroßen typisch prüßischen Monsterevents von den Opfern und deren Angehörigen finanziell restlos zur Verantwortung gezogen wird.
Mal zum Vergleich - das jährliche Eupenfestival in der Eupenarena besteht aus ca. 40.000 feiernden Gästen auf der doch recht großen Eupen-Arena. Durch einen professionellen Einsatz aus (berittener) Gendemarie und Sichertheitsteams ist eine Massenpanik insbesondere außerhalb des Festivalgeländes partout ausgeschlossen, auch wenn wir das vielleicht alle blöd finden während des Festivals mit dem Hubschrauberkreisen über unseren Köpfen.
Mein Fazit kann an die Deutschen Spassgeselschafter kann nur lauten: Boykottiert in Zukunkt die Love-Parade, in Eupen ist es viel schöner! Denkt an die Opfer.
@ jannik : eine Massenpanik kann nie ausgeschlossen werden. Es genügt das mehrere hundert Leute auf einmal reinwollen und einer fällt hin.
Das von "Jannik Drescher" benutzte Adjektiv "prüßisch" ist mir leider unbekannt... So kann man nur ahnen, was er meint.
Und auch wenn es "Jannik Drescher" nicht gefallen wird, Belgien war bezüglich solcher Vorkommnisse Deutschland voraus. Oder hat er die Heysel-Katatrophe vom 29.Mai 1985, die 39 Menschenleben kostete, vergessen.
Jos
Kritik an Deutschland ist mehr als berechtigt, aber alles und alle plump über einen Kamm scheren ist doch genau das was man den Deutschen vorwirft und dem wird Jannik leider gerechter als die Deutschen selbst.
Pit
Man muss auch mal die anderen Veranstaltungen sehen in Deutschland Rock am Ring , diese ist Super geplant und auch Eingänge usw.
Oder die Loverparade in Berlin auch super geplant usw.
Daher finde ich es nun sehr ärgerlich das man dies alles auf Deutschland abschiebt.
Duisburg ist halt extrem schlecht geplant gewesen durch einzelne Personen , die leider voll Geldgeil waren.
Und zum Thema Eupen, naja.
Mal gespannt wie das vor geht wenn die AS mal gegen anderlecht spilet ,wie es mit den PArkplätze so abgeht.
ODer was hat Eupen denn so zu bieten an Veranstaltungen?
Eupenarena , aber dies das Konzept denn wirklich so Gut???
Finde meine Meinung nun, die Idee war Gut von früher mit Loveparade, nur leider war diesmal die Ausführung Tödlich.
Und sowas kann auch leider auch in Belgien passieren.
Daher Jannick sind deine äusserung sehr Naiv und sehr leichtgläubig.
Lg