Es sollte eigentlich die Etappe von Lance Armstrong werden. Der 38-jährige Amerikaner wollte sich heute bei seiner letzten Tour de France mit einem Paukenschlag verabschieden. Es hat nicht ganz gereicht, Armstrong wurde heute nur Sechster.
Im Spurt gegen Fédrigo und Casar hatte der siebenfache Tour de France-Gewinner keine Chance, und Geschenke werden auf der Tour 2010 nicht verteilt. Jürgen Van de Walle, ebenfalls chancenlos im Spurt von Pau, meinte auf die Frage eines Reporters, warum man Armstrong nicht zum Tourabschied den Etappensieg geschenkt habe, lakonisch: Armstrong habe in seiner Karriere schon genug gewonnen.
Armstrong gehörte heute zu den ersten Angreifern des Tages, fuhr sogar zeitweise allein vorne weg, bevor sich im Anstieg des Tourmalet eine zehnköpfige Spitzengruppe bildete. Auf dem letzten Berg, dem Col d'Obisque, hatte Armstrong noch fünf Mann bei sich und einen Vorsprung von gut sieben Minuten vor dem Hauptfeld mit den beiden Favoriten Alberto Contador und Andy Schleck, die heute wieder brav nebeneinander und hintereinander fuhren und auf Angriffe verzichteten.
Nach der Abfahrt des Col d'Obisque gelang dem Spanier Carlos Barredo ein Ausreissversuch, der ihm fast den Etappensieg beschert hätte. Fast 40 Kilometer fuhr Barredo allein vor der Armstrong-Gruppe und wurde erst ein Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Es folgte der Spurt, den der Franzose Moreau anzog und den dessen Landsmann Fédrigo problemlos gewann. Für Fédrigo war es bereits der dritte Etappensieg bei einer Tour de France in seiner Karriere.
Den Spurt des Hauptfeldes gewann der Norweger Thor Hushovd, der damit das grüne Trikot des Punktbesten vom Italiener Alessandro Petacchi zurückeroberte. Petacchi gegen den, wie heute bekannt wurde, in seinem Heimatland Italien die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen des Verdachts auf Doping eingeleitet hat. Petacchi beteuerte seine Unschuld kündigte an, mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten zu wollen.
In der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen auf den ersten zehn Plätzen. Jürgen Van den Broeck aus Herentals ist weiterhin bester Belgier auf Platz fünf.
Morgen ist Ruhetag bei der Tour de France, der zweite in dieser Tour. Am Donnerstag steht dann die letzte und schwerste Pyrenäen-Etappe auf dem Programm, übrigens zum zweiten Mal mit dem Tourmalet, dem Berg, der auch heute schon bezwungen werden musste. Die letzte Chance für Andy Schleck, sich noch einen Vorsprung vor Alberto Contador vor dem entscheidenden Zeitfahren am Samstag von Bordeaux nach Pauillac zu sichern. Experten gehen davon aus, dass Andy Schleck mindest 1 Minute 30 bis sogar 2 Minuten Vorsprung in den Bergen herausfahren muss, um diese Tour der France zu gewinnen.
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